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Erschienen in: esotera 8/1999
(Seite 30-35) |
Die Energie aus dem Nichts
Wem es gelingt, die Kundalini- Energie zu aktivieren
und zu steuern, der kann aus einer bisher unbekannten Quelle Energie
in seinen Organismus leiten. Dieses spektakuläre Resümee
ziehen Forscher und bestätigen damit „exotisch" anmutende
Berichte über die geheimnisvolle „Schlangenkraft" der
Yogis
Von Ulrich Arndt
Als die Versuchsperson ihr Herz-Chakra 'aktivierte', wurde plötzlich
auf bisher unerklärliche Art und Weise Licht erzeugt und von diesem
Körperbereich abgestrahlt", berichtet Dr. Hiroshi Motoyama,
japanischer Arzt, Parapsychologe und Shinto-Priester. Doch nicht nur
die Fotozelle registrierte Außergewöhnliches. Mit Hilfe eines
anderen von Motoyama konstruierten speziellen Meßgerätes, „Chakra-Maschine" genannt,
konnte eine weitere Energie hoher Frequenz gemessen werden. Gleichzeitig
traten psychokinetische Phänomene auf: Eine Metallfeder im Gehirnwellen-Meßgerät
(EEG) verbog sich, und die Wanduhr im Labor sowie die Armbanduhr des
Experimentators blieben zum gleichen Zeitpunkt stehen. All das wurde
allein durch die geistige Konzentration des Meditierenden auf die Energie
seines Herz-Chakras hervorgerufen.
Für westliche Mediziner und Biologen sind derartige Phänomene
ein Rätsel. Nach zum Teil mehrere tausend Jahre alten traditionellen östlichen
Lehren aber wird dafür die Kundalini-Energie, die geheimnisvolle „Schlangenkraft" der
Yogis, verantwortlich gemacht. Erst in jüngster Zeit haben einzelne
westliche Wissenschaftler entdeckt, daß es sich beim „Kundalini-Prozeß",
wie die Aktivierung dieser Energie genannt wird, tatsächlich um
eine zwar außergewöhnliche, aber ganz reale Arbeitsweise von
Nervensystem und Gehirn handelt.
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Gerhard
Eggetsberg (li.)vom Wiener Feedback- Institut registrierte
entlang der Wirbelsäule Veränderungen im Gleichspannungsfeld,
sobald ein Proband mit der Kundalini-Aktivierung begann (Bild
oben) - der erste (indirekte) meßtechnische Nachweis
der „Schlangenkraft" |
In bisher weitgehend unbekannt gebliebenen Forschungen
konnte meßtechnisch bewiesen werden, daß ein solcher „Energie-Mechanismus" prinzipiell
in jedem Menschen angelegt ist (s. Teil 1 dieses Beitrags „Enträtselte
Schlangenkraft" in esotera 7/99). Wem es gelingt, ihn zu „starten" und
bewußt zu steuern, der kann nachweislich „Energie aus
dem Nichts" schöpfen. Energie, die - so legen die Untersuchungen
Motoyamas und anderer Wissenschaftler nahe - zur Vitalisierung
des Körpers, für paranormale Phänomene und für
eine spirituelle Entwicklung genutzt werden kann.
Bereits Ende der 70er Jahre hatten die eingangs erwähnten Meßergebnisse
Motoyamas in Fachkreisen weltweit Aufsehen erregt. Dem japanischen Parapsychologen
war es gelungen, erstmals die Existenz der Chakras und ihren Einfluß auf
den menschlichen Körper meßtechnisch zu belegen. Altindischen
Lehren zufolge stehen die Chakras, die feinstofflichen Hauptenergiezentren
des Körpers, mit der Kundalini in engem Zusammenhang. Bei einer
Kundalini-Aktivierung sollen auch sie auf ein höheres energetisches
Funktionsniveau gehoben werden, was sich beispielsweise im häufigeren
Auftreten von Fähigkeiten wie Aurasichtigkeit und Vorauswissen äußere.
Motoyama konnte zeigen, daß meditationserfahrene Personen durch
die bewußte „Aktivierung" eines Chakras die Energie
im zugeordneten Akupunkturmeridian beeinflussen. Zugleich verändert
sich bei ihnen das bioelektrische Potential von Nervengeflechten, die
dem jeweiligen Chakra ebenfalls zugeordnet sind, gravierend. War andererseits
der Energiefluß in den Chakras „blockiert" oder gestört
- was Motoyama durch Sensitive diagnostizieren ließ -, traten negative
energetische Veränderungen in Nervengeflechten und Meridiansystem
auf. Diese können sogar zu handfesten Gesundheitsstörungen
führen - zum Beispiel beim „Manipura-" oder „Nabel-Chakra" zu
Störungen im „Solarplexus", dem Nervengeflecht oberhalb
des Bauchnabels, und dadurch wiederum zu Magenstörungen und starken
Vitalitätsschwankungen. Neben dem Magen waren nach Motoyamas Messungen
vor allem Herz und Nieren von den Auswirkungen derartiger Chakra-Störungen
betroffen.
Die gegenseitige Beeinflussung von Chakra-Energie, Meridian-Energie und
bioelektrischen Veränderungen in Nervenzentren macht auch verständlich,
warum es bei einer unkontrollierten oder zu schnellen Aktivierung der
Kundalini-Kraft zu Krankheiten und sogenannten Kundalini-Krisen (s. Teil
1) kommen kann.
Motoyama benutzte für seine Messungen eine spezielle Kupferelektrode;
das Meßsystem war so empfindlich, daß der Sensor nicht mehr
am Körper angebracht werden mußte, sondern in einiger Entfernung
von ihm plaziert werden konnte. In einem weitgehend von elektrischen
Feldern isolierten Raum waren damit noch geringe Veränderungen von
Potential und Frequenz des elektrischen Körperfeldes feststellbar.
Die spektakulären Forschungen Motoyamas gerieten jedoch schnell
wieder in Vergessenheit, nachdem sich der japanische Wissenschaftler
und Shinto-Priester vollständig ins Kloster zurückgezogen hatte.
Nicht viel besser erging es den umfangreichen Untersuchungsergebnissen
von Robert O. Becker, in den 70er Jahren einer der führenden Experten
auf dem Gebiet der Energiemedizin mit Lehraufträgen am Upstate Medical
Center der State University of New York und am Medical Center der Louisiana
State University sowie damals international bekannter Elektrosmog-Gegner.
Becker entdeckte ein bis dahin gänzlich unbekanntes „zweites
Nervensystem" des Menschen, dessen eingehende Erforschung noch immer
aussteht.
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Gehirnforscher
Günter Haffelder (ganz o.) stellte höchst erstaunliche
Veränderungen der Gehirnwellen während der Kundalini-Anregung
fest. Die spezielle Meßmethode zeigt: Nach der Vorbereitungsphase
sind beide Hirnhälften sehr synchron (o.). Mit der Kundalini
werden dann vor allem die Delta- und Theta-Wellen aktiver - typisch
für tiefe Meditation (Grafik Mitte). Zudem treten im Alpha-Wellenbereich
bisher gänzlich unbekannte pulsierende Signale auf |
Anders als die normale Nervenleitung arbeitet dieses
zweite System mit Gleichströmen. Laut Becker ist es zum Beispiel
für die Schmerzübertragung und die Regeneration der Zellen
nach Verletzungen zuständig. Zudem stellt es die Energie für
die sogenannten Bereitschaftspotentiale der Nerven zur Verfügung,
eine Voraussetzung für deren Funktionieren. „Das Gleichstromsystem
hat damit gewissermaßen auch das Kommando über das System
der Nervenimpulse", erklärte er.
In Zusammenhang mit dem Kundalini-Phänomen ist eine zweite, mit
dem Gleichstromsystem verbundene spektakuläre Entdeckung Beckers
von Interesse: Bei Akupunktur-Messungen konnte er in einem Drittel der
Fälle Veränderungen im Gleichstrombereich feststellen und auf
diese Weise die Existenz von Meridianen ebenfalls meßtechnisch
nachweisen. Er vermutete, daß die Gleichströme nicht die eigentliche
Meridianenergie sind, aber doch ein typisches Begleitphänomen darstellen.
Es sollte jedoch noch bis Mitte der 90er Jahre dauern, bis ein weiteres
Puzzleteil zur Lösung des Kundalini-Rätsels gefunden wurde,
das einen Zusammenhang zwischen Gleichstromsystem, Chakra- und Kundalini-Energie
herstellte:
„Am Anfang standen Untersuchungen des Gleichspannungsanteils im elektrischen
Feld des Gehirns, von mir 'psychogenes Hirnfeld' genannt", erklärt
Gerhard Eggetsberger, Leiter der Forschungs-Abteilung am privaten Wiener „Institut
für angewandte Biokybernetik und Feedbackforschung". Schon Robert Becker
hatte die Existenz solcher Gleichstrom-Potentiale im Gehirn vermutet. Im Laufe
der 70er Jahre war es dann erstmals mit der Entwicklung des hochempfindlichen
Magnetoenzephalogramms (MEG) möglich geworden, diese schwachen Gleichstrom-Potentiale
im Hirnfeld nachzuweisen. (Eggetsberger benutzt heute ein einfacheres Verfahren,
das durch die rasante Weiterentwicklung der Computer- und Halbleiter-Technologie
möglich wurde.) Während im normalen Elektroenzephalogramm (EEG) die
Wechselströme des Gehirns gemessen werden, untersucht man beim „psychogenen" -
d.h. die Psyche beeinflussenden - Hirnfeld die geringen Gleichspannungsunterschiede
zwischen verschiedenen Gehirnregionen, beispielsweise der linken und rechten
Hemisphäre. „Gerade diese Felder, die im normalen EEG als 'Hintergrundrauschen' überhaupt
nicht beachtet werden, sind ausschlaggebend für die Schaltvorgänge
im Gehirn - für die Weiterleitung von Gefühlen, Denkprozessen und Körperreaktionen",
so Eggetsberger.
Die Stärke und Ausformung dieses Hirnfeldes aber entscheide, wie
man aus langjährigen Erfahrungen im Feedback-Training am Wiener
Institut folgerte, über Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit
und Charisma, also die „Ausstrahlung" einer Person. Mehr noch:
Das Auftreten paranormaler Phänomene geht offenbar mit einer extremen
Stärke dieses Hirnfeldes einher. Wie Messungen gezeigt haben, wächst
bei medial begabten Personen und Meistern der spirituellen Energie-Arbeit
vor Eintritt solcher Phänomene das Gehirnpotential bis zum Zehnfachen
des Normalwertes auf etwa 2000 Millivolt an (s. esotera 2/96, „Die
Potentiale der Erleuchtung"). Manche der Probanden, wie der bekannte
Tao-Yoga-Meister Mantak Chia, erklären, daß sie für diese
Effekte die Kundalini-Energie nutzen (s. esotera 8/97, „Mit der
Kraft des inneren Lächelns").
Als er sich mit Untersuchungen zu Sexualitätsstörungen und
Orgasmus befaßte, machte Eggetsberger „nebenbei" die
für den meßtechnischen Nachweis der Kundalini entscheidende
Entdeckung: Beim Geschlechtsverkehr stiegen die Gleichspannungs-Potentiale
im Gehirn gravierend an - mitunter um mehr als 200 Millivolt. Das ist
zwar weitaus weniger als bei Psi-Begabten, entspricht aber immerhin fast
einer Verdopplung der normalen Werte.
Bei späteren Versuchen im Labor fand Eggetsberger heraus, daß dafür
die rhythmische Anspannung des Pubococcygeus, kurz PC-Muskel, verantwortlich
ist. „Keine andere Muskelaktivität oder Körperübung
kann auch nur eine annähernd vergleichbare Erhöhung der Gehirnpotentiale
bewirken", versichert er. Der PC-Muskel befindet sich im Bereich
des Damms (Perineums) zwischen After und Geschlechtsorganen. Im Kundalini-Yoga
ist die Stimulierung dieses Muskels zur Aktivierung der Schlangenkraft
schon lange bekannt. So drückt etwa der Yogi im „Siddhasana" (auf
deutsch „Haltung der Vollendung", eine Form des Lotussitzes)
mit der rechten Ferse fest auf den PC-Muskel und spannt ihn dabei rhythmisch
nach bestimmten Atemzeiten an.
Als die Wiener Feedback-Forscher zahlreiche Elektroden auf dem Rücken
von Probanden befestigten, konnten sie den aufsteigenden Fluß der
durch PC-Muskel-Anspannung erzeugten Energie zum Gehirn anhand der Potential-Veränderung
direkt verfolgen. Wenn bei Testpersonen Blockaden im Energiefluß auftraten,
befanden sich diese in der Mehrzahl der Fälle verblüffenderweise
genau dort, wo nach traditionellen Yoga-Lehren die Chakras liegen. Damit
wurden Motoyamas eingangs erwähnte Forschungen bestätigt und
erneut zumindest ein indirekter naturwissenschaftlicher Beweis für
die Existenz der Chakras erbracht.
Aber können die im Wiener Feedback-Institut gemessenen Veränderungen
im Gleichstrombereich wirklich mit der sagenumwobenen Kundalini-Energie
gleichgesetzt werden? Sind sie nicht eher ein Begleitphänomen der
eigentlichen Schlangenkraft oder eventuell noch nicht einmal das? Manche
Kundalini-Yoga-Lehrer im Westen bestreiten vehement, daß eine „göttliche
Energie wie die Kundalini" überhaupt meßbar sei. Sie
bezeichnen die von Eggetsberger nachgewiesenen Phänomene als Effekte
des „normalen" Pranas, also der „gewöhnlichen" Lebensenergie.
Messungen
der Gleichspannungs-Potentiale des Gehirns während einer Kundalini-Anregung
ergaben eine extrem hohe Aufladung
Eggetsberger sieht für eine derartige Unterscheidung
allerdings keinen Grund: „Die Kundalini-Energie ist nichts
anderes als ein ins Extremste gesteigerter Fluß von Lebensenergie,
der im Gleichspannungsfeld für uns meßbar wird." Zur
Erläuterung fährt er fort: „Ist die Gehirn-Aufladung
durch das Anspannen des PC-Muskels groß genug, werden die
Hemisphären synchronisiert, und plötzlich schalten sich
Gehirnbereiche dazu, die für die Übung überhaupt
nicht benötigt werden. Dann setzen auch Phänomene ein,
von denen bisher vor allem in Zusammenhang mit einer Kundalini-Aktivierung
berichtet wurde." Dazu gehörten tiefe Glücksgefühle,
Lichtvisonen, Erinnerungen an Kindheitserlebnisse und ein hoher
Pfeifton (vergleichbar dem „Nadabrahma", dem „göttlichen
Ton" der Inder) ebenso wie eine beträchtliche Steigerung
der Sensitivität und geistigen Aufnahmefähigkeit.
Tatsächlich ist die Unterscheidung zwischen Prana und Kundalini
auch in der indischen Yoga-Tradition ungenau. Zum Beispiel erklärt
Swami Muktananda, international bekannter Kundalini-Yoga-Meister, daß die
Kundalini eigentlich jederzeit im Körper wirke. Sie reguliere das
gesamte System und gleiche ständig die Energiebilanz aus. Allerdings
bilde den wahren Anfang einer spirituellen Entwicklung erst die Erweckung
ihrer „inneren" Aspekte. Laut Tao Yoga-Meister Mantak Chia
hingegen ist ein stark gesteigerter, ungestörter Prana-Fluß erst
die Voraussetzung dafür, daß auch die Kundalini-Energie frei
fließen kann. Wird der Körper nicht zuvor langsam an eine
hohe Energiemenge gewöhnt, könne es durch die „Schlangenkraft" zu Überhitzungen
und sogar Schädigung von Organen kommen. (Hilfreiche Übungen
bei solchen Kundalini-Krisen s. Kasten S. 33).
Es scheint, als müsse man sich den Unterschied zwischen Prana und
Kundalini eher als einen fließenden Übergang vorstellen, bei
dem nach einem gewissen quantitativen Anstieg plötzlich auch eine
neue Qualität wirksam wird, die man dann als Kundalini bezeichnet.
Yogis sprechen mitunter auch vom Punkt der „Selbstentzündung
der Kundalini", der durch die Übungspraxis erreicht werden
muß. In einigen Yoga-Schriften werden sogar drei unterschiedliche
Intensitäten der Kundalini-Energie beschrieben: das Prana-Kundalini,
mit dem das „Erwachen" der Energie beginnt, das Chit-Kundalini
und als höchste Stufe das Para-Kundalini. Sie werden nacheinander
aktiv, wenn die Energie die drei „Ganthis" (dt.: „Knoten";
eine Art „Sicherung" gegen zu hohen Energiefluß) längs
der Wirbelsäule durchstoßen hat.
Der LSD- und Nahtod-Forscher Lawrence C. Wile ist der Ansicht, daß für
eine derart außergewöhnliche Energie wie die Kundalini - sie
wird auch für die Phänomene bei Nahtod-Erfahrungen verantwortlich
gemacht - ein spezieller Leiter, ein „Starkstromkabel" im
Körper aufzufinden sein müsse. Tasächlich stieß er
bei seinen Forschungen auf eine kaum bekannte und beachtete Struktur
des Nervensystems: die sogenannte Reißnersche Faser. Sie entspringt
an der Basis der Wirbelsäule (im sogenannten „terminalen Ventrikel"),
durchläuft den Zentralkanal des Rückgrats und endet in einer
Struktur direkt unterhalb der Zirbeldrüse. Dieser Verlauf stimmt
verblüffend genau mit der traditionellen Beschreibung einer aktivierten
Kundalini überein: Ausgehend vom Wurzel-Chakra an der Wirbelsäulenbasis
soll sie sich durch den zentralen Energiekanal längs der Wirbelsäule
(Sushumna-Nadi) zum Stirn-Chakra bewegen, als dessen Pendant die Zirbeldrüse
gilt.
In zwei Punkten allerdings ist die Entsprechung nicht exakt: Zum einen
fehlen die „dreieinhalb Windungen der Kundalini-Schlange",
in denen nach traditionellem Konzept die Kraft „ruht", bevor
sie „erweckt" wird und in das Wurzel-Chakra (bzw. den terminalen
Ventrikel) eintritt. Zum anderen bleibt der Energieverlauf vom Stirn-Chakra
zum letzten Hauptenergiezentrum, dem Kronen-Chakra auf der höchsten
Stelle des Schädels, unklar.
Das bisherige geringe Wissen der Biologie über die Reißnersche
Faser zeigt aber dennoch weitere verblüffende Parallelen zur Kundalini-Energie
und dem Phänomen der Gleichspannungspotentiale. So gehört die
Reißnersche Faser zu jenen Strukturen, die ihre ursprüngliche
Funktion im Laufe der Menschheitsentwicklung verloren zu haben scheinen
- ähnlich wie das lange Zeit von Thymus- und Zirbeldrüse angenommen
wurde. In Tierversuchen stellte man jedoch bereits fest, daß die
Reißnersche Faser unter anderem entscheidenden Anteil an der Regeneration
der Zellen hat - eine Funktion, die Robert O. Becker zufolge unmittelbar
mit dem Gleichstromsystem des Körpers zusammenhängt. Ist die
Faser also tatsächlich der gesuchte „Starkstromleiter" für
die Kundalini? Dafür spricht laut Wile, daß sie auch eine
Verbindung genau zu jenen Gehirnbereichen hat, die als Ausgangsort für
andere, dem Kundalini-Prozeß ähnliche Phänomene gelten.
Dazu zählt eine Region, der eine Schlüsselrolle bei bewußtseinsverändernden
Phänomenen nach LSD-Einnahme zugeschrieben wird. Des weiteren ein
Bereich, der die höchste Dichte an körpereigenen Opiaten aufweist
und zudem derzeit als neurophysiologischer Schauplatz von Nahtod-Erfahrungen
diskutiert wird. Wile vermutet, daß eine über die Reißnersche
Faser fließende Energie im Gehirn ein Feuerwerk körpereigener
Drogen in Gang setzt. Der Wissenschaftler bezweifelt aber, daß allein
die körpereigenen Halluzinogene für den sagenumwobenen Samadhi-Zustand
der Yogis verantwortlich sind, der nach einem vollständigen Aufstieg
der Kundalini zum Gehirn eintreten soll.
Unklar bleibt weiterhin, woher denn nun diese Energie eigentlich kommt.
Wiles Hypothese führt in den Grenzbereich zwischen quantenphysikalischen
Effekten und deren Wechselwirkung mit dem Bewußtsein: Sogenannte
Bosonen - subatomare Teilchen, die Energie zwischen den Materieteilchen übertragen
- sollen in der Reißnerschen Faser „kondensieren". Zu
den Bosonen gehören neben den hypothetischen Gravitonen auch die
bekannten Lichtquanten, die Photonen. Träfe Wiles These zu, würde
das nicht mehr und nicht weniger bedeuten, als daß sich diese Nervenfaser
unter geeigneten Bedingungen in eine Art Transformator für „freie
Energie" verwandelt.
Dr.
Gabriel Cousens beschreibt eine spiraligen Energiewirbel während
des Kundalini-Prozesses
Wie Wile weiter erklärt, fand man in spektroskopischen
Untersuchungen von Nervenmembranen tatsächlich erste Hinweise
darauf, daß eine derartige Bosonen-„Kondensation" stattfinden
könnte - nicht nur unter dem Einfluß der Kundalini.
Verblüffenderweise kamen die Forscher am Wiener Institut für
Biokybernetik und Feedbackforschung aufgrund ihrer völlig
anders gelagerten Forschungen und Messungen zu einem ganz ähnlichen
Schluß: „Der Mensch entleiht` sich offenbar die Kundalini-Energie
aus dem riesigen Reservoir sogenannter freier` Energie - auch als
Vakuumenergie oder Neutrinos bekannt -, die uns ständig umgibt
und unbemerkt durchdringt", glaubt Forschungsleiter Gerhard
Eggetsberger. Bei Messungen war nämlich aufgefallen, daß es
zwei Wege gibt, die Kundalini-Energie zu aktivieren: erstens durch
die beschriebene Anspannung des PC-Muskels, zweitens aber auch
allein durch Visualisation bzw. durch die Kraft und Ausrichtung
des Bewußtseins.
„ Bei manchen Menschen war die aufsteigende Kundalini nur an der Basis
der Wirbelsäule und im Hirn meßbar, dazwischen aber war sie verschwunden",
berichtet der Feedbackspezialist. Trotz aller Bemühungen sei kein Übertragungsweg
zu messen gewesen. „Es gibt Personen, die die Kundalini-Energie überhaupt
nicht entlang der Wirbelsäule hinauf zum Gehirn leiten müssen. Sie
können statt dessen von einem Moment auf den anderen an jeder beliebigen
Stelle ihres Körpers eine extrem hohe Energiemenge entstehen lassen",
begründet er seine ungewöhnliche These weiter. Eventuelle Blockaden
der Chakra-Energien oder mögliche schwere Schädigungen der Wirbelsäule
und Lähmungen könnten dann die Energie nicht mehr hemmen.
Praktische Übungen
bei Kundalini- Problemen |
Bei einer unkontrollierten Aktivierung
der Kundalini-Energie können gravierende gesundheitliche
und psychisch-emotionale Störungen auftreten. Als Ursache
dafür ermittelte Erna Hoch, Professorin für Psychiatrie
am Medical College im indischen Kaschmir, im Rahmen einer Untersuchung
dortiger Kundalini-Krisen:
1. eine falsche Meditations- und Übungspraxis bedingt durch
mangelhafte körperliche oder geistige Entwicklung des Übenden,
falsche Anleitungen oder den gleichzeitigen Einsatz von Drogen,
2. Konflikte zwischen spirituellem Streben und alltäglichen
Pflichten und
3. einen Verlust des „energetischen Schutzes", der normalerweise
ein vorzeitiges Auslösen der Kundalini verhindert, bedingt durch
Krankheit oder Schock.
Als eine ungefährliche Übung zur sanften Anregung der Kundalini
gilt das bekannte yogische „Sonnengebet". Auf Basis der
Messungen am Wiener „Institut für Biokybernetik und Feedbackforschung" wurde
mit dem sogenannten PCE-Training eine Übungsfolge zusammengestellt,
die ebenfalls keine negativen Begleiteffekte auslösen soll.
Beide laden Gehirn und Körper stark auf und gewöhnen Nerven
und Gehirn im Laufe des Übens langsam an einen erhöhten
Energiefluß.
Tao-Yoga-Meister Mantak Chia empfiehlt, das Lenken von Energie im
sogenannten kleinen Energiekreislauf zu trainieren. Dieser umläuft
den Körper senkrecht in der Körpermitte und verbindet alle
Chakras. Über ihn könne überschüssige Energie
abgeleitet und im Bereich des sogenannten Hara unterhalb des Bauchnabels
gespeichert werden. Als eine Art „erste Hilfe" rät
er zudem, sich auf den Energiepunkt „MingMen" („Tor
des Lebens"), der sich auf der Wirbelsäule in Höhe
des Bauchnabels befindet, zu konzentrieren. Dieser stelle so etwas
wie ein Sicherheitsventil für die längs der Wirbelsäule
auf- und abfließenden Energien dar.
Zentrale Bedeutung kommt nach Dr. Gabriel Cousens, Mitbegründer
der ersten amerikanischen Kundalini-Krisen-Klinik, der gesunden Ernährung
zu. Erst eine an Vitalstoffen und basen-bildenden Substanzen reiche
Kost stelle dem Organismus genügend biochemische „Transportmittel" und „materielle
Anker" zur Verfügung. Als Nothilfe bei zu starkem Energieandrang
der Kundalini empfiehlt er, langsam einen Teelöffel Honig zu
essen. Die Glukose soll seinen Erfahrungen nach einen Teil der Energie „abpuffern". |
„Voraussetzung dafür ist, wie wir bei
unseren Messungen festgestellt haben, nicht unbedingt ein jahrelanges
Training zur Euergiesteigerung und -lenkung. Vielmehr muß der
Proband vor allem 100prozentig überzeugt sein, daß es
wirklich funktioniert, und sein Bewußtsein präzise darauf
fokussieren können", sagt Eggetsberger. Die spektakulären
Psi-Phänomene beim Kundalini-Prozeß kommen seiner Meinung
nach zustande, wenn erstens die Energie und damit die Hirnaufladung
eine gewisse Stärke erreicht hat, zweitens diese Energie an
bestimmten Punkten im Gehirn, den Schläfenlappen und den Kopf-Chakras,
konzentriert und drittens das Bewußtsein des Menschen darauf
ausgerichtet ist.
Tao-Yoga-Meister
Mantak Chia (hier bei Messungen im Wiener Feedback-Institut) sieht
einen Zusammenhang zwischen Kundalini und Gleichspannungsfeld des
Menschen
Die fehlende Ausrichtung des Bewußtseins auf
eine spirituelle Entwicklung und das Vorherrschen eines materiellen
Weltbildes sind nach seiner Ansicht die Hauptursachen dafür,
daß es bei der Energieerhöhung im Körper überhaupt
zu den bekannten „Kundalini-Krisen" kommen kann. Auch
die Psychologin Liane Hofmanne vom Psychologischen Institut der
Universität Freiburg warnt in ihrer Diplomarbeit über
Kundalini-Krisen davor, energetische Techniken wie Yoga-Übungen
rein materialistisch für Gesundheitszwecke einzusetzen. Treten
infolge gesteigerten Energieflusses Veränderungen in Wahrnehmung
und Sensitivität auf, können die Übenden das nicht
mehr in ihre gewohnte Erfahrungswelt einordnen. Eggetsberger sieht
deshalb den Hauptzweck des von ihm entwickelten Energie- und Psi-Trainings
per Feedback (s. esotera 5/99, „Die Potentiale des Psi")
darin, die Übenden in eine neue Weltsicht einzuführen
- in die Gewißheit, daß das Bewußtsein tatsächlich
immense schöpferische, die Welt kreierende Fähigkeiten
besitzt.
Wie aber stellt das Bewußtsein es an, jene ominöse „freie" Energie
in das eigene System einzuschleusen? Und warum haben die Yogis über
Jahrtausende hinweg komplexe Körperübungen entwickelt, um diesen
Prozeß in Gang zu setzen, wenn allein die Vorstellung dafür
ausreichen soll? Dr. Gabriel Cousens, Arzt, Psychiater, Mitbegründer
der ersten Kundalini-Krisen-Klinik der USA in San Francisco und eine
Zeitlang Berater des „Ministeriums für geistige Gesundheit" in
Kalifornien, beschreibt diesen Prozeß aufgrund eigener Erfahrung
mit sensitiven Wahrnehmungen. Als spiritueller Lehrer mit der Befähigung
zum „Shaktipat" - eine spezielle Energieübertragung,
die bei den Schülern eine erste Aktivierung der Kundalini auslöst
- habe er den Energiefluß viele Male in gleicher Weise beobachten
können: „Die Ausfällung der Energie aus dem kosmischen
Prana geschieht stets in einem komplexen spiralförmigen Prozeß (...)
Das kosmische Prana wird über das Kronen-Chakra aufgenommen und
vom Wirbel des Sushumna-Kanals tiefer hineingezogen." Wie stark
dies geschieht, hänge davon ab, ob und wie stark die Kundalini bereits
erwacht sei; das entspreche einer immer stärker werdenden Rotation
und somit Sogwirkung des Sushumna-Wirbels. „Auf diese Weise",
so Cousens weiter, „bewegt sich das kosmische Prana spiralförmig
zum Herz-Chakra, dem Zentrum des Wirbels, und dehnt sich dann aus."
Interessant an diesen Beobachtungen ist ihre verblüffende Entsprechung
zu Messungen und Entdeckungen anderer Wissenschaftler. Denn auch diese
zeugen von der zentralen Bedeutung des Herzens und spiralig-pulsierender
Schwingungen beim Kundalini-Prozeß.
Schon Motoyama war aufgefallen, daß bei manchen Probanden während
der bewußten Aktivierung eines Chakras sehr regelmäßig
pulsierende Energie-Abstrahlungen auftraten. Nach dem Modell der „Physio-Kundalini" von
Itzak Bentov und Dr. Lee Sanella (s. Teil 1) schwingt das Herz während
tiefer Meditation in einem gleichmäßigen Rhythmus von 7 bis
8 Hertz. Dadurch werden die Gehirnwellen und zwei entgegengesetzt pulsierende
Magnetfelder in der rechten und linken Hirnhälfte zum Mitschwingen
angeregt: Der ganze Mensch schwingt sozusagen auf gleicher Welle. Das
aber könnte die Voraussetzung für die Einkopplung von „freier" Energie
sein.
Bekanntlich kann eine Stimmgabel durch die Schwingung einer anderen zum
Mitklingen gebracht werden, wenn beide auf den gleichen Ton gestimmt
sind. Ein ähnlicher Effekt könnte auftreten, wenn der Mensch
im Rhythmus von etwa 7-8 Hertz schwingt, denn das entspricht der stärksten
Frequenz des elektromagnetischen Feldes der Erde. Der Meditierende bringt
sich also gewissermaßen in „Gleichklang" mit der Erde
und kann so aus ihrem Feld Energie aufnehmen. Ein Prozeß, der -
wie Hirnforscher vermuten - in geringerem Maße sowieso ständig
geschieht. Die verschiedenen Gehirnwellen-Bereiche des Menschen liegen
nämlich exakt im Schwingungsbereich des Erdfeldes.
Vielleicht entspricht dieser Vorgang zumindest der ersten Phase des Kundalini-Prozesses.
Eine tiefere Kundalini-Erfahrung scheint noch mit einer anderen Qualität
der Herz-Schwingung verbunden zu sein. Der Gehirn- und Bewußtseinsforscher
Günter Haffelder, Leiter des privaten „Instituts für
Gehirn- und Bewußtseinsforschung" in Stuttgart, machte bei
Gehirnwellen-Messungen an Praktizierenden des Kundalini-Yoga und Tantra
eine höchst erstaunliche Entdeckung: Wenn sie während des Ausübens äußerten,
ein Gefühl tiefer Liebe und Verschmelzung zu empfinden, registrierte
er dramatische Veränderungen. „Das normale lineare Wellenmuster
wird von dynamischen, spiralförmig pulsierenden Wellen überlagert.
Ein mit Einschränkungen vergleichbares Phänomen ist bisher
nur von Gehirnwellen-Mustern bei besonderen Psi-Aktivitäten bekannt."
Liegt in einer solchen Aktivierung der „höheren Qualität
des Herz-Chakras", wie Yogis es nennen, auch das Geheimnis der eingangs
beschriebenen, von Motoyama gemessenen paranormalen Lichtabstrahlung
im Bereich des Herzens? Das private amerikanische „Institute of
Heart Math" (IHM) von Rollin McCarty und Doc Lew Childre beschäftigt
sich bereits seit einigen Jahren intensiv mit den Schwingungsmustern
des Herzens. Anhand spezieller mathematischer Aufschlüsselungen,
sogenannter „Fast-Fourier-Analysen" des normalen Elektrokardiogramms
(EKG), stellten sie fest, daß das Herz im Zustand der Liebe besonders „musikalisch
harmonisch" schlägt. Damit verbunden ist eine Beruhigung des
Nervensystem und eine starke Anregung der Abwehrkräfte.
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Dr.
Hiroshi Motoyama entdeckte, daß „aktivierte" Chakras
eine seltsame pulsierende Energie und Licht aussenden |
Als geometrische Proportion ausgedrückt, entspricht
diese Schwingung dem berühmten „Goldenen Schnitt",
der nicht nur in der griechischen Antike als Inbegriff göttlicher
Harmonie galt. Als der Psychophysiologe Daniel Winter in Zusammenarbeit
mit dem IHM das so erzeugte räumliche Schwingungsmuster zu
rekonstruieren versuchte, ergab sich eine weitere Sensation: Ineinander
geschachtelte Spiralen des „Goldenen Schnitts" formen
einen Dodekaeder - eben jenen aus regelmäßigen Fünfecken
aufgebauten Körper, der in der heiligen Geometrie des Pythagoras
den Äther symbolisiert.
Es scheint, als habe Gerhard Eggetsberger vom Wiener Feedback-Institut
mit seiner Mahnung recht: „Um wirklich zu verstehen, wie der Kundalini-Prozeß funktioniert
und das Bewußtsein Energie aus dem Nichts' schöpft, müssen
wir endlich die räumliche Geometrie der uns umgebenden Felder und
damit letztlich die Geometrie des Vakuums' erforschen." Schon jetzt
aber kann jeder einzelne den Prozeß selbst erfahren. Wer seinen
Körper durch spezielle Übungen vorbereitet, seinen Geist spirituell
und seine Seele auf die Schwingungen universeller Liebe ausrichtet, kann
sich immer mehr der Kundalini-Energie öffnen. Eggetsberger: „Die
Kundalini ist der Schlüssel zu einem zukünftigen, von der Evolution
her vorgesehenen Betriebssystem' unseres Gehirns bzw. unseres Bewußtseins.
Jeder kann aber schon heute diesen Schritt der Menschheit vorwegnehmen."
Literatur |
Dr. Gabriel Cousens: „Ganzheitliche
Ernährung und ihre spirituelle Dimension", Edition
Sternenprinz, Frankfurt 1995
Gerhard Eggetsberger: „Geheime Lebensenergien", Droemer-Knaur
Verlag, München 1998 Dr. Bonnie Greenwell: „Kundalini.
Erfahrungen mit der geheimnisvollen Urkraft der Erleuchtung",
Gustav Lübbe Verlag, Berg.Gladbach 1998 Stanislav und Christina
Grof: „Jenseits des Todes", Kösel-Verlag, München
1984
Stanislav Grof: „Das Abenteuer der Selbstentdeckung",
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1994
Liane Hofmann: „Diplomarbeit zum Thema: Spirituelle Krisen
und Kundalini-Erfahrung", Freiburg 1995
Dr. Hiroshi Motoyama/Rande Brown: „ChakraPhysiologie. Die subtilen
Organe des Körpers und die Chakra-Maschine", Aurum Verlag,
Freiburg 1980
Dr. Lee Sanella: „Kundalini-Erfahrung und die neuen Wissenschaften",
Synthesis-Verlag, Essen 1989
Genevieve Lewis Paulson: „Das Kundalini Handbuch", Windpferd-Verlag,
Aitrang 1992 Swami Sivananda Radha: „Kundalini Praxis. Verbindung
mit dem inneren Selbst', Hermann Bauer Verlag, Freiburg 1998
Infos zur „Kundalini Research Network" bei: Bonny Greenwell,
Kundalini Research Network, P.0. Box 1150, Cupertino, CA. 95015,
Tel./Fax: 001-408/257-62 41 |
Bildquellen: ©Ulrich Arndt 2x, ©IPN 3x, ©Verlag Hermann Bauer, ©Hans Nietsch Verlag
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