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Erschienen in: news-age 4/2008
(Seite 98-101) |
Die geistige Welt wird sichtbar
Abbildungen von Seelen, Schutzengeln, Luft- oder
Geistwesen sollen sie sein: die Orb-Fotos - Lichtkugeln, weiße
Wolken und Schleier, die immer mehr Menschen zufällig mit
ihrer Digitalkamera festhalten. Erleben wir ein Boom des „Paranormalen“?
Von Ulrich Arndt
Mit
bloßem Auge sieht man sie nicht, sondern entdeckt sie erst
später auf dem Computerbildschirm oder dem Fotoabzug: seltsame
Lichtkugeln und Lichtwolken, die sogenannten „Orbs“.
Grenzwissenschaftler und Kornkreisforscher diskutieren das Phänomen
der geheimnisvollen Lichtkugeln auf Fotos schon seit längerem,
denn bereits vor über 20 Jahren gab es vereinzelte solcher
Abbildungen. Meist wurden sie in Zusammenhang mit Kornkreisen,
bei Geistheilungen oder esoterischen Seminaren zufällig
mit aufgenommen – und zunächst als Kamerafehler, Reflexionen
von Staub oder Wassertröpfchen abgetan. In den letzten Jahren
aber tauchen immer mehr solcher Lichtkugeln und zusätzlich
auch seltsame Schleier und Wirbel auf. Was hat es mit diesem
Boom auf sich? Channelmedien berichten seit längerem von
diesen „Orb-Wesenheiten“. Auch sollen medialen Botschaften
zufolge die „geistigen Welten“ uns bis 2012 „näher
kommen“ und „sichtbar werden“ – geschieht
genau das jetzt mit Hilfe der Digitalfotografie?
Seelenbilder oder Foto-Fehler
Noch ist die Diskussion, ob die fotografierten Lichtkugeln,
-Scheiben und –Schleier nicht doch alle nur ein Aufnahmefehler
sind, in vollem Gange. Unter dem Stichwort „Geisterflecke“ schlägt
sich der wikipedia“-Lexikoneintrag zu Orbs ganz auf die Seite
der Skeptiker und erklärt: „‚Geisterflecke’ sind
diffus erscheinende, leuchtende, mehr oder weniger kreisrunde Scheiben
in fotografischen Aufnahmen... Es handelt sich (...) um ein Unschärfen-Artefakt
meist bei Aufnahmen mit Blitzlicht. Das Streulicht des Blitzes
wird von Teilchen, die zwischen Bildmotiv und Kamera schweben,
zurückgeworfen. Durch die Unschäre, aufgrund von Nähe
und Fokus, entstehen hierbei grob scheibenförmige Lichtbilder...“
Hingegen heißt es im lexikalischen Standardwerk zur Parapsychologie
von Dr. Annekatrin Puhles "Lexikon der Geister“ (Atmosphären-Verlag),
einer früheren Mitarbeiterin am eher für seine Skepsis bekannten
Freiburger „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und
Psychohygiene“: "In jüngster Zeit schenkt man bestimmten
Lichterscheinungen besondere Aufmerksamkeit, die (...) nicht mit dem
bloßem Auge zu sehen sind, sondern nur auf Fotos, die mit Digitalkameras
aufgenommen werden, erscheinen – sie heißen im Englischen
'Orbs' (Pl., lat. Orbes), 'Kreise'...“ Und weiter führt sie
aus: „So unerwartet sind diese Kreise jedoch nicht, findet man
sie doch häufig auf Friedhöfen, in der Nähe von Gräbern
und in ‚haunted houses’, Spukhäusern, an denen auch
Lichter der Seelen spuken sollen. Das Aufzeigen von 'Orbs' an Spukorten
ist zu einem beliebten Thema im englischen Fernsehen geworden, worin
auch Forscher wie der Psychologe Matthew Smith von der Universität
Liverpool involviert sind.“ Allerdings relativiert sie zum Schluss
noch: „Die wissenschaftliche Diskussion, ob sich alle 'Orbs' mit
natürlichen Erklärungen wie Autoscheinwerfern, reflektierenden
Motten oder Kameraeffekten verstehen lassen, ist im Gange.“
Tipps zur ORB-Fotografie
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Der Hypothese von Ledwith und Heinemann
zufolge gelangen die ORB-Phänome über die Empfindlichkeit
der Digitalkamera-Chips für einige Wellenlängen des
Infrarotlichts, das an das sichtbare Licht grenzt, in das für
uns sichtbare Foto. Die besten Erfolge sollen daher mit Digitalkameras
möglich sein, die über keine oder wenige eingebaute
Infrarotfilter bzw. Hitzespiegel verfügen. Das kann man
mit jeder Infrarotfernbedienung etwa eines Fernsehers überprüfen.
Außerdem erhöhe Blitzlicht die Wahrscheinlichkeit
guter Aufnahmen und auch das Bitten darum, dass sich die „geistige
Welt“ im Foto zeigen möge. |
Mittlerweile ist das Orb-Phänomen jedoch weit
komplexer und vielfältiger geworden. Es werden nicht nur simple
Kugeln aus weißem Licht fotografiert und das auch nicht nur
mit einfachen Digitalkameras. Es gibt Lichtkugeln und -wolken,
die mit konventionellen Kameras oder mit sehr hochwertigen Digitalkameras
auch ohne Blitz aufgenommen wurden (s. Abbildung). Es gibt Orb-Kugeln,
die sich mit hoher Geschwindigkeit vom Erdboden nach oben bewegen
und seltsame Schleier und Wirbel, die allesamt nicht mit den Theorien
von Reflexion und Unschärfe erklärt werden können.
Zudem haben die Orb-Kugeln die unterschiedlichsten inneren Strukturen.
Dennoch heißt das natürlich nicht, dass nun alle Bilder
mit Lichtscheiben echt sind. Tatsächlich kann angeblitzter
Staub und feiner Wassernebel leuchtende Kreise in der Digitalaufnahme
erzeugen – genaues Analysieren der Bilder ist daher wichtig.
Aber was sind nun die echten Orb-Phänomene?
Größeres Bild |
Geomant und Baubiologe Horst Grünfelder
untersuchte mit Hilfe einer sogenannten Lecherantenne Orb-Fotos,
hier eine seltene Aufnahme, auf der er die unterschiedlichsten
Phänomene der „geistigen Welt“ identifiziert
hat, darunter Orb-Kugeln als Seelen und Schutzengel |
Zugang zu anderen Realitätsebenen
Der Physiker Dr. William A. Tiller, mittlerweile
emeritierter Professor der kalifornischen Stanford University,
führte erstmals Mitte der 70er Jahre Fotoversuche durch, bei
denen seltsame Lichtschleier sichtbar wurden. In den Versuchen „energetisierte“ der
Sensitive Stanislav O’Jack zuvor eine Kamera, mit der daraufhin
einige Tage lang seltsam veränderte Fotos möglich wurden:
beispielsweise wurden energetische Verbindungen zwischen Menschen
als Lichtwolke sichtbar, aber nicht zwischen allen. Für Prof.
Tiller stand damals fest, dass durch die „Sensibilisierung“ der
Kamera per Handauflegen ein „Zugang zu einer anderen Realitätsebene“ entstand,
die nun fotografiert werden konnte. Zwischen 1997 und 2000 war
Tiller an weiteren Experimenten beteiligt, die bestätigten, „dass
es eine zweite einzigartige physische Realitätsebene gibt,
die durch den menschlichen Willen beeinflusst werden kann“,
so Tiller und weiter: „Das Fazit lautet, dass das menschliche
Bewusstsein in der Lage ist, Menschen und Instrumente zu einer
einzigartigen physischen Realitätsebene zu verbinden, die
normalerweise nicht mit den herkömmlichen Instrumenten aufgespürt
werden kann. Möglicherweise hat diese Realitätsebene
ihre eigenen Lebensformen, von denen wir einige unter geeigneten
Bedingungen vielleicht sogar sehen können.“ Wohlgemerkt,
das sagt kein Esoteriker oder Ufologe, sondern ein renommierter
amerikanischer Physiker.
Während
aber in den damaligen Versuchen bewusst und gezielt Kameras und
andere Objekte beeinflusst und „energetisch verändert“ wurden,
ist das beim heutigen Boom der Orb-Fotos nicht der Fall. Die allermeisten
Menschen haben ihre Lichtkugelbilder rein zufällig erhalten – verändert
sich womöglich zur Zeit etwas in unserer Umwelt, das in ähnlicher
Weise einen Zugang zu „anderen physischen Realitätsebenen“ per
Digitalkamera ermöglicht?
Dokumentation des Orb-Phänomens
Über 100 000 Orb-Fotos hat Dr. Mícaeál
Ledwith, us-amerikanischer Theologe und Jurist, gesichtet. Ähnliche
viele Fotos umfasst das Archiv von Dr. phil. Klaus Heinemann. Gemeinsam
haben sie versucht, das ORB-Phänomen in seiner Vielfältigkeit
zu beschreiben und einen zumindest ersten Überblick zu geben.
Ihr Buch „Das Orb-Projekt“ ist Ende August auch in
Deutsch erschienen. Während Ledwith selbst über 10 000
Orb-Fotos im Freien aufgenommen hat, konzentrierte sich Heinemann
auf Innenaufnahmen insbesondere während esoterischer Seminare
und Heilersitzungen. Ihr Resümee: „Orbs sind in Hülle
und Fülle gegenwärtig...die Häufigkeit ihres Auftretens
hat sich in den letzten Jahren enorm vergrößert. Es
gibt verschiedene Typen von Orb-Lichtkugeln. Sie zeigen Anzeichen
von Intelligenz und scheinen mit uns kommunizieren zu wollen.“ Und
weiter betonen sie: „Wenn unsere Hypothesen stimmen, werden
wir eine neue Definition für das finden müssen, was wir
gemeinhin unter ‚geistiger Welt’ und 'Jenseits' verstehen.“
Bild oben: Orb-Kugeln mit
innerer Struktur
Mitte: Kugel bei Tageslicht, ohne Blitz
Darunter und ganz unten: Orb-Kugeln mit inneren Ringen
Manche Menschen können die Orb-Lichtkugeln
mitunter auch direkt wahrnehmen – beispielsweise das Channelmedium
J.Z. (Judith) Knight. Sie meint, dass ein Orb „nicht nur
eine Kugel neugierigen Lichts ist“. Bereits Anfang der achtziger
Jahre hatte sie als Medium des Geistwesens Ramtha von Kugeln verschiedenfarbigen
Lichts als „Wesen auf anderen Existenzebene“ berichtet.
In einem Vorwort des Buches „Orb-Projekt“ sagt sie
heute: Orbs sind „das, was Sie und ich sind, wenn wir uns
außerhalb unseres Körpers befinden! Wir sind göttliche
Lichtkugeln, die Lebenskraft von Körper und Geist.“
Seelen-, Engel- und Geister-Orbs
Die Frage, was Orbs wirklich sind, versucht der Geomant
und Baubiologe Horst Grünfelder per Radiästhesie zu beantworten.
Er untersuchte mit Hilfe einer sogenannten Lecherantenne über
einhundert Bilder auf ihre „energetischen Inhalte“ hin – unabhängig
davon, was gerade abgebildet wurde. Die Lecherantenne ist eine
spezielle, sozusagen „geeichte“ radiästhetische
Rute, mit der bestimmte Wellenlängen in Form von Einstellwerten
abgefragt werden können. Aufgrund von jahrelangen Erfahrungen
durch solche sensitiven Messungen an den unterschiedlichsten Plätzen
sind diesen Wellenlängen ganz bestimmten Energiequalitäten
zugeordnet. Es gibt also bei diesem Verfahren eine höhere
Wahrscheinlichkeit, dass verschiedene Rutengänger bei einem
Phänomen die gleiche Energiequalität ermitteln. Eine
völlig „neutrale Messmethode“ ist es natürlich
nicht, denn stets sind solche sensitiven Messmethoden auch von
der persönlichen Erfahrung und Resonanzfähigkeit der
jeweiligen Person und von ihrem Weltbild abhängig – gibt
es im Weltbild des Radiästheten beispielsweise keine Elementarwesen,
so kann er diese auch nicht den gefundenen Wellenlängen zuordnen
und wird diese vielleicht als „außerirdisches Bewusstsein" oder „Engel“ einordnen.
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Geomant
Dipl.Ing. Stefan Brönnle errichtete mit seiner Ausbildungsgruppe
der Geomantieschule „Instituts Inana“ eine Steinsetzung
in der nähe einer mittelalterlichen Burg, um für
die Seelen Verstorbener ein „Portal“ zu öffnen.
Eine Lichtkugel bildete sich, die mit bloßem Auge nicht
zu sehen war (erstes Bild). Die Kugel wurde zur Wolke als
ein „Kontakt“ zum Menschen stattfand (zweites
Bild). Die Aufnahme wurde mit konventioneller Kamera ohne
Blitz gemacht.
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Trotz all dieser prinzipiellen Probleme können
die Analysen des Geomanten als Bestätigung der medialen Informationen
gewertet werden: die Orb-Phänomene sind ein für uns sichtbar
gewordener Teil der „geistigen Welt“. In den Lichtkugeln
konnte der Rutengänger je nach Aufnahme die energetische Qualität
von Seelen oder Schutzengeln identifizieren, während er verschiedene
Lichtschleier als „Luftgeist“, „Geistwesen in
Verwandlung“ und „aktives Bewusstsein“ bezeichnet
(s. Abb.).
Kommunikation mit Orbs
Natürlich dürfen die optischen Bilder nicht
mit der wirklichen Erscheinungsform „der geistigen Welt“ verwechselt
werden. Wie Ledwith und Heinemann in ihrem Buch betonen, sehen
wir auf den Orb-Fotos nur jenen Teil der Ausstrahlung aus einer
Quelle, der im für uns sichtbaren Bereich liegt und nicht
die Quelle selbst. Wir sehen eher einen „ionisierenden Effekt,
den ihre Energie auf die umgebende Atmosphäre hat“.
Und auch das vielleicht nur, weil die „geistige Welt“ gesehen
werden will – das zumindest behaupten Hellseher wie Sylvia
Brown, die meint, dass „die Zeit gekommen ist und die Menschen
sehen sollen, dass es sie wirklich gibt.“
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Zahlreiche Orb-Lichtkugeln über einem Kornkreis beim
englischen Silbury Hill |
Orb-Kugeln fliegen von der Erde mit hoher Geschwindigkeit
nach oben |
Lichtschleier mit Orb-Kugeln |
Tatsächlich scheinen auch Versuche, Orbs zu „rufen“ oder
Orte aufzusuchen, die bestimmte energetische Qualitäten haben – angefangen
von Kraftplätzen bis zu Energieseminaren - , erfolgreich zu
sein. Das berichten sowohl Ledwith und Heinemann als auch Horst
Grünfelder, der gemeinsam mit anderen Geomanten im Rahmen
des „Forum für Grenzwissenschaften und Kornkreise“ sogar
Versuche durchführt, optimale Bedingungen für Orb-Fotos
und deren geomantische Begleitumstände zu ermitteln. Die Besonderheit
am Phänomen der Orb-Fotos und an ihrem Boom aber ist, dass
es nicht nur von einzelnen wenigen, besonders Sensitiven wahrgenommen
werden kann. Vielmehr kann sich jeder selbst mit einer Digitalkamera
an die Entdeckung der geistigen Welt begeben...
Die große Herausforderung am Orb-Phänomen ist sicherlich,
zu akzeptieren, dass wir nicht allein sind und es nie waren, dass es
eine physikalisch „sichtbare“ Welt gibt, die wir mit unseren
Sinnen und Messgeräte zwar nicht erfassen können, aber die
ständig präsent ist. Die „geistige Welt“ steigt
nicht nur manchmal als übernatürliche Erscheinung zu uns herab,
sondern sie ist ständig „neben“ und „in“ unserer
Welt anwesend. So stellt sich die Frage, was müssen wir in unserem
alltäglichen Leben ändern, um einem „Miteinander“ mit
dieser „geistigen Welt“ gerecht zu werden?
Bildquellen: ©Horst Grünfelder 1x, ©Sigrid Rupp 2x, ©Ulrich Arndt 1x, ©Stefan Brönnle 2x, ©Goldmann-Arkana |