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Erschienen in: esotera 10/201
(Seite 30-33) |
Leben nach Vastu-Art - Im Einklang mit den Elementen
Schlafen Sie schlecht? Fühlen Sie sich auf
Ihrem Sofa unbehaglich? Dann hat Vastu, die indische Mutter des
Feng Shui, vielleicht die Lösung. Schon mit einfachen Mitteln
können Sie Ihre Wohn- und Arbeitsräume in harmonische
Ecken verwandeln oder zu energetischen Kraftplätzen machen
Von Ulrich Arndt
Das
Bett wird mit dem Kopfende an die Südwand gerückt,
das gibt einen erholsamen Schlaf. Im Arbeitszimmer erhält
eine Wand einen neuen hellorangenen Anstrich, das fördert
die Kreativität. In der Abstellkammer wird alles ordentlich
in Kartons verstaut, das Regal mit einem edlen Tuch drapiert
und eines der Regalfächer durch eine Glaspyramide, Kunstobjekte
und Räucherschale in einen kleinen „Altar" verwandelt
- so stört der Abstellraum nicht mehr die aus dem Nordosten
einströmende Lebensenergie. Zum Schluss werden zwei geometrische
Symbole im Flur aufgehängt, damit die Energien der Südwest-
und Nordostrichtung harmonisch einströmen können. Geschafft!
Innerhalb eines einzigen Samstags wurde aus der Wohnung nach
allen Regeln der Vastu-Kunst ein Kraftplatz.
Vastu, das ist Wohnen im Einklang mit den Energieströmen der Erde,
den fünf Elementen und den Planeten. Die über 5000 Jahre alte,
in vedischen Schriften aufgezeichnete Lehre gilt als Ursprung des chinesischen
Feng Shui. Auch die europäische Baukunst der Antike und des Klassizismus
wurden durch die Schriften und Lehren der indischen Wissenschaft vom
gesunden Wohnen beeinflusst - und damit bis heute die westlichen Regeln
für harmonische Proportionen. „Das ist der Grund, warum unserem
Empfinden Vastu so viel näher ist als Feng Shui", erklärt
Markus Schmieke, Physiker und Leiter der ersten Schule für Vastu
und indische Geomantie in Deutschland. „Vastu ist nämlich
gänzlich unabhängig von den symbolischen Zuordnungen der östlichen
Kulturen. Es beruht vielmehr auf wenigen grundlegenden Naturbeobachtungen
- und die sind überall auf der Erde gleich."
Alternative westliche Naturforscher wie Wilhelm Reich (Psychoanalytiker
und Entdecker der Orgon-Energie), Viktor Schauberger (österreichischer „Wasserpapst")
und Karl von Reichenbach (Erforscher des menschlichen „Magnetismus")
sind der gleichen Meinung. Danach soll die Erde von zwei Energieflüssen
umströmt werden:
• einer „weiblichen" Lebensenergie, die dem Mond und der Erde
zugeordnet wird - sie fließt überall auf unserer Erde von Norden nach
Süden.
• und einer „männlichen" Lebensenergie - sie strömt
von Osten nach Westen.
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Wohnzimmer: alles Schwere steht
im Südwesten |
Planeten-Power |
So lässt sich der Einfluss eines
Planeten steigern: Streichen Sie ein Zimmer oder eine Wand
in der Farbe der gewünschten Planetenkraft oder lassen
Sie den passenden Duft in einer Aromalampe verdunsten.
- Sonne/Osten: Rot, Orange (auch Kupfer), Jasminöl
- Mond/Nordwesten: Weiß (auch Silber), Sandelholzöl
- Mars/Süden: kräftiges, leuchtendes Rot,
Eukalyptusöl, Ingwer, schwarzer Pfeffer
- Merkur/Norden: Grün, Mandelöl, Kardamon,
Safran
- Jupiter/Nordosten: Gelb, Sandelholzöl, Kalmus
- Venus/Südosten: bunte Farben (und Silber),
Kamille
- Saturn/Westen: Dunkelblau, Rizinusöl
- Rahu/Südwesten: helle Farben (Rahu wird die
Farbe schwarzzugeordnet, um die negative Rahu-Kraft
einzudämmen, verwendet man Helles), Patschuliöl
- Ketu/Nordosten: Rot, Sandelholzöl
(nach: Schmieke: "Vastu" Falken- Verlag)
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„Von diesen zwei polaren Kräften wird alles Weitere
abgeleitet", erläutert Schmieke. In der Wohnung verbinden
sich beide Energieströme zu einem gemeinsamen Fluss. Dadurch
fließt die Lebensenergie letztlich aus nordöstlicher
Richtung. Alles, was in dieser Himmelsrichtung nicht dem belebenden
Charakter der Energie entspricht, hemmt den zentralen Energiefluss
in Wohnung oder Haus und schwächt damit die Gesundheit seiner
Bewohner. Negativ wirken: fensterlose Räume, große Schränke,
Abstellkammer, Toilette und nahe am Wohnhaus gelegene Nachbarhäuser
und Geländeerhebungen in Nordost-Richtung.
Positive
Energien im Südwesten: Helligkeit ist Pflicht
Durch Umstellen der Möbel, das Aufstellen eines Zimmerbrunnens
sowie eine optische Aufwertung des Abstellraumes und der Toilette
durch Dekorationen oder Anbringen spezieller Energiesymbole (so
genannter Yantras, geometrische Planeten-Zeichen) können diese
Mängel behoben werden. Und damit ist schon das Wichtigste
bei der Schaffung eines ganz persönlichen „Wohn-Kraftplatzes" geschafft.
Danach kommt die energetische Feinabstimmung. Dazu werden fünf
weitere Qualitäten berücksichtigt: die Energien der Elemente
Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Sie sind den vier Neben-Himmelsrichtungen
und der Mitte zugeordnet: Wasser im Nordosten, Luft im Nordwesten,
Erde im Südosten, Feuer im Südwesten und Äther dem
Zentrum. In den vier Haupt-Himmelsrichtungen mischen sich die jeweils
benachbarten Qualitäten.
So steigern Sie die
Kraft der Elemente |
Mit einfachen Mitteln können sie
die Elemente-Energie stärken:
- Element Erde (Südwesten): große Pflanzen
mit schweren Erdtöpfen, schwere Edelstein-Drusen,
große und schwere Schränke, Erdfarben, Steine,
Bilder mit Bergen
- Wasser (Nordosten): Zimmerbrunnen, Aquarium, Behälter
mit frischem Wasser, blaue Farben, geschwungenen Formen,
Bilder mit Wasser, Pflanzen
- Feuer (Südosten): Offenes Feuer, Kamin, Kerzen,
elektrische Geräte, spitze Formen, rote und orangene
Farben, scharfe Gewürze, Bilder mit Feuer
- Luft (Nordwesten): Bewegliche Dinge wie ein Schaukelstuhl
oder ein Mobile, Bilder mit Wind und Wolken, Fächer,
Windspiele, offene Fenster, gute Lüftung, Bewegung
- Äther (Zentrum und Nordosten): Spiegel, metallische
Oberflächen, viel Platz, Bilder mit viel Raum,
abstrakte Darstellungen, Meditationen an diesem Ort,
helle Farben, ätherische Kläng
- Alle Elemente können mit Hilfe spezieller Pyramiden,der
Vasati- und der Meru-Pyramide, harmonisiert und aktiviert
werden
(nach: Schmieke: „Vastu", Falken- Verlag)
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Aus dieser Unterteilung kann unter anderem abgeleitet werden,
welcher Raum sich für eine bestimmte Nutzung am besten eignet.
So liegen idealerweise das Elternschlafzimmer im Südwesten
oder Süden, die Kinderzimmer im Westen, die Küche im
Südosten und das Esszimmer im Westen (siehe Grafik S. 33).
Ist das nicht möglich, muss die beste Lösung innerhalb
des Raumes gefunden wer den. Ähnliches gilt fürs Büro:
Der Schreibtisch sollte in der Nordwestecke so stehen, dass man
Richtung Osten schaut - das bringt viele Geschäftsfreunde
und sorgt für Inspiration und Power. Der persönliche
Platz zum Nachdenken oder Meditieren wird in die Nordostecke des
Raumes verlegt, die große Kübelpflanze zieht in den
Südwesten um, das lindert die Sorgen. Noch genauer können
die Energieströme mit Hilfe der Planeten-Energien bestimmt
werden. Sie bilden die dritte Unterteilung der Raumqualitäten.
Berücksichtigt werden die sieben klassischen (mit bloßem
Auge sichtbaren) „Planeten" Sonne, Mond, Merkur, Venus,
Mars, Jupiter und Saturn sowie der nördliche und der südliche
Monknoten, die im indischen als die „Planeten" Rahu
und Ketu aufgefasst werden.
Die Kräfte der Planeten
Mondknoten sind die Schnittpunkte der Ebenen von Mond- und Erdbahn
- manchmal sichtbar als Mond- und Sonnenfinsternis. Jeder Himmelsrichtung
wird ein Planet zugewiesen: dem Westen der Saturn, dem Norden der
Merkur, dem Osten die Sonne und dem Süden der Mars. Nur der
Nordosten ist mit zwei Planeten besetzt: Jupiter und Ketu, die
für Licht- und Schattenseite dieses Richtungseinflusses stehen.
Klassische
Proportionen stammen aus dem altindischen Vastu
Der Planetenlehre nach sorgt beispielsweise die Sonne für
Vitalität und Antriebskraft, Jupiter schafft Ordnung und Vergeistigung,
Saturn führt zu Befreiung und Ruhm, der Mond fördert
die Kommunikation. Werden also die Planeten-Richtungen gestärkt,
wirken auch die jeweiligen Qualitäten intensiver im Leben
der Bewohner. Die Aktivierung der Planeten-Kräfte ist verblüffend
einfach: Einfach ein Duftöl oder eine Pflanze, die dem jeweiligen
Planeten zugeordnet sind, aufstellen. Sie können auch eine
Zimmerwand in der Planeten-Farbe streichen oder das traditionelle
geometrische Yantra-Symbol des Planeten als Bild aufhängen
(siehe Kasten S. 33).
Kaum zu glauben, aber wohl wahr, wie Vastu-Lehrer Schmieke betont: „Die
aus der vedischen Astrologie stammenden Zuordnungen der Planeten zu den
Himmelsrichtungen und Qualitäten stimmen weitgehend mit denen europäischer
Astrologen überein - einzig Mond und Merkur sind vertauscht. Sie
sind also kulturell übergreifend." Über ein Jahr lang
hat Schmieke an einem Fach-Institut für indische Wohn- und Baukunst
in Kerala, Südindien, studiert. Begleitend dazu las er rund 20 Vastu-Texte
im originalen Sanskrit-Wortlaut und erlernte die praktische Anwendung
bei mehreren indischen Beratern und Lehrern.
Vastu-Zuordnungen
der Qualitäten und Räume zu den Himmelsrichtungen |
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Heute bietet er selbst Seminare, einen Fernstudiengang und individuelle
Wohnberatungen an. Die Anwendung des traditionellen Vastu-Wissens
auf heutige westliche Lebensgewohnheiten nennt er „Vasati",
zu deutsch „Ort, wo man lebt", während „Vastu" gleich
bedeutend mit „Raum" oder „Gebäude" ist.
Wer nach den Vastu-Regeln die Einflüsse harmonisiert, kann
seine vier Wände in Einklang mit den Gestirnen und Elementen
- kurz: mit dem Universum - bringen und die Wohnung in ein rundum
gesundes „Um-Feld" verwandeln. Soll das Zuhause gar
ein echter Kraft-Platz werden, muss zusätzlich auch die innere
Einstellung der Bewohner dazu passen. Dazu gehört laut Schmieke „eine
gesunde Lebensführung, der verantwortungsvolle Umgang miteinander
und Spiritualität".
Tipps und Infos |
Literatur: Marcus Schmieke: „Vastu.
Gesund und harmonisch wohnen", Falken Taschenbuch Verlag,
16,90 Mark; „Die Kraft lebendiger Räume. Das große
Vastu-Buch", AT Verlag, 58 Mark
Birgit Frohn und Hans-Heinrich Rhyner „Vastu", Irisiana
bei Hugendubel, 40,10 Mark
Juliet Pegrum: „Vastu Vidja. Die indische Kunst des harmonischen
Wohnens", Urania Verlag, 38,50 Mark |
Bildquellen: ©Marcus Schmieke, ©AT Verlag |