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Erschienen in: esotera 3/2001
(Seite 56-58) |
Business-Reframing: eine Fitness-Kur für die
ganze Firma
Eine ungewöhnliche neue Management-Methode
bringt Unternehmen zum Florieren und lässt Mitarbeiter vor
Ideen sprühen. Noch besser: Alle kommen gern zur Arbeit
Von Ulrich Arndt
Man glaubt es kaum. Der Schlüssel zum Erfolg ist ganz einfach: einander
zuhören, richtig miteinander reden, Gewohntes hinterfragen und sich „innerlich
neu ausrichten". Das fand Prof. Wolfgang G. Berger, langjähriger
Manager und Hochschullehrer für Wirtschaft in Europa und Nordamerika,
heraus. Wie aber wird das scheinbar einfache Rezept praktisch umgesetzt?
Das ist das Erfolgsgeheimnis des „Business-Reframing", so
nennt Berger seine neuartige Methode ganzheitlichen Managements, die
keine sein will. Denn: Hier werden den Unternehmen keine Allheilmittel
oder die üblichen Rezepte verordnet, wie „Kosten senken" und „Produktivität
erhöhen". Stattdessen drücken alle Mitarbeiter erst einmal „die
Schulbank": Sie lernen, Problemlagen auf neue Weise zu analysieren,
selbst Lösungswege zu finden und die eigenen Fähigkeiten besser
zu nutzen. „Das nötige Wissen für den Erfolg ist meist
bereits vorhanden. Man muss es nur ins Bewusstsein bringen. Die Voraussetzung
dafür ist, sich auf sich selbst zu besinnen und innerlich neu auszurichten",
erklärt Berger.
Für die nötige „Geburtshilfe" hat
er in seiner „Business Reframing Institut Incorporation" ein
siebenköpfiges Spezialisten-Team um sich geschart. Dazu gehören
frühere Topmanager, Hochschuldozenten, Kaufleute, ein Jurist
und Theologe sowie eine frühere Personalleiterin. In Seminaren
und Workshops zeigen sie, wie durch „neues Denken" Mitarbeiter
zufrieden, kriselnde Firmen wieder flott und Unternehmen fit fürs
neue Jahrtausend gemacht werden können.
Effektiv kommunizieren lernen
Mit erstaunlichem Erfolg: „Die Mitarbeiter kommen jetzt
gern zur Arbeit, übernehmen Verantwortung und entwickeln neue
Ideen; binnen kurzem konnte dadurch die Umsatzrendite auf das Fünffache
des Branchendurchschnitts gesteigert werden", berichtet Klaus
Abel, handwerklicher Betriebsleiter eines mittelständischen
Unternehmens in Hessen.
Bernd Payer, Geschäftsführer einer österreichischen Druckerei,
freut sich: „Durch Business-Reframing' konnten wir den Umsatz innerhalb
eines Jahres um mehr als 100 Prozent erhöhen." Gar um 300 Prozent
verbesserte eine regionale deutsche Bank ihr Bilanzergebnis.
Nach Bergers Erfahrungen scheitern viele Firmen - insbesondere bei Fusionen
und Führungswechsel - aus zwei Gründen:
• erstens, weil keine gemeinsame Identität und kein übergeordnetes
Ziel geschaffen werden. Denn: „Die Aufgabe des Chefs eines Betriebes oder
einer Organisation besteht einzig und allein darin, Resonanz zu schaffen - das
heißt, das ganze Unternehmen auf die gleiche Vision, die gleiche ,Frequenz'
einzustimmen", betont der Wirtschaftsmann. Das Planen, Entscheiden, Handeln
und andere komplexe Aufgaben sollen hingegen einem Team übertragen werden
- einem Team, das sich selbst organisiert und große Freiheiten in der Gestaltung
der Arbeit erhält
• zweitens bleiben Wissen und Kreativität der Mitarbeiter ungenutzt,
weil die Basis für eine effektive Kommunikation nicht geschaffen wird.
An diesen Grundproblemen setzt die Business-Reframing-Methode
an: In Seminaren werden neue Formen der Gesprächsführung
eingeübt. Dazu werden Arbeitsgruppen zu verschiedenen betrieblich
wichtigen Themen gebildet. An diesen kann jeder teilnehmen, der
sich dafür interessiert - egal, ob er am Fließband steht
oder in der Chefetage sitzt. Gewohntes wird hinterfragt, und gemeinsam
werden Zukunftsvisionen und neue konkrete Ziele erarbeitet. Dann
wählt jede Gruppe einen Sprecher, der sich - unabhängig
von seiner Funktion in der Firma - um die praktische Umsetzung
kümmert. Darin wird er eine Zeit lang direkt am Arbeitsplatz
von einem Coach unterstützt.
„Viele werden so an der Entstehung richtunggebender Entscheidungen beteiligt
und können sich dadurch besser mit ihnen identifizieren", erklärt
Berger. Gut fürs Betriebsklima dabei ist: Das Meckern über Vorgaben
der Firmenleitung entfällt. Stattdessen ist man stolz auf das eigene Mitwirken.
Wie wichtig derartige positive Gefühle sind, wurde in Forschungen
des kalifornischen „Institute of Heart-Math" bewiesen.
Bei Beschäftigten von Großfirmen wie des Flugzeugkonzerns „Boeing" und
des Erdölkonzerns „Shell" stiegen Kreativität
und Leistungsfähigkeit enorm, wenn sie Achtung und Anerkennung
erfuhren. So kann ein Lob des Vorgesetzten messbar Stress abbauen
und regelrecht beflügeln. Ist der Chef aber ein notorischer
Miesepeter, kann man sich auch selbst helfen: Ein Besinnen auf
die eigene Herzensstärke hilft nach etwas Training genauso!
Wie Tests der Wissenschaftler ergaben, konnten beispielsweise Shell-Mitarbeiter
durch Selbstbeeinflussung ihre Leistungsfähigkeit um durchschnittlich
68 Prozent und die Kreativität sogar um 119 Prozent erhöhen.
Gleichzeitig nahmen Gefühle von Anspannung um 65 Prozent und
ständiger Müdigkeit um fast 90 Prozent ab.
Auch den gegenteiligen Effekt wiesen die Forscher nach: Negative Gefühle
wie Stress, Frustration und Angst um den Arbeitsplatz schwächen
die Gesundheit und behindern das Denken. Kein Wunder also, dass schlechtes
Betriebsklima demotiviert und die Fehlzeiten durch Krankheit verlängert
werden. Rote Zahlen sind bald die Folge dieser Firmenpolitik.
Visionen zur Neuorientierung |
- Arbeit ist Spiel: Es geht darum, bei der Arbeit Spaß zu
haben, spontan und kreativ zu sein.
Wir bereiten anderen Freude: Es wird zum „Firmen-Sport",
jeden Kunden in eine freudigere Stimmung zu versetzen.
- Wir sind immer präsent: Wir hören jedem zu
und konzentrieren uns in diesem Moment ganz auf sein Anliegen.
- Kommunikation ist kein Kampf: Kommunikation besteht
nicht in der Suche nach Schuldigen, sondern darin, wie
man aus Fehlern lernt.
- Jeder ist für sich verantwortlich: Eine positive
Einstellung ist eine Entscheidung, die jeder in jedem Augenblick
selbst trifft.
- Verantwortung ermöglicht Wachstum: Arbeit ist nicht
Pflicht, sondern Chance zu persönlichem Wachstum und
Selbstverwirklichung.
- Wir erobern den Markt: Äußere Widerstände
spiegeln eigene innere Schwächen und sind ein Anreiz
zur Entwicklung.
- Jeder wirkt mit: Entscheidungen werden nicht durch Vorgaben
erzwungen und ihre Einhaltung streng kontrolliert, sondern
gemeinsam erarbeitet. Vom Mitarbeiter zum Mitunternehmer:
Mitarbeiter sind keine Befehlsempfänger. Angstfreiheit
und Verantwortung stärkt ihre Würde und macht
sie freiwillig zum verantwortungsbewussten „Mitunternehmer".
- Ethik vor Cash: Unser Schaffen hat eine ökologische,
gesellschaftliche und geistige Dimension. Wir wirken im
Einklang mit Leben und Schöpfung.
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Macht Mut für
neue Wege: Prof. Wolfgang Berger |
In anderen Workshops des „Business-Reframing" wird
dem Unterbewusstsein zu Leibe gerückt: Ängste und unbewusste
Einstellungen, die den Erfolg der Firma verhindern, sollen aufgespürt
werden. Dabei wurde beispielsweise den Mitarbeitern der eingangs
erwähnten österreichischen Druckerei klar: Unbemerkt
tragen sie alle noch die Angst vor einer drohenden Pleite und Arbeitslosigkeit
mit sich herum. Erst zwei Jahre zuvor hatte sich nämlich die
damals erfolglose Abteilung eines Großunternehmens selbstständig
gemacht. „Prompt führten sie - ohne es zu wollen - immer
wieder neue Existenzkrisen herbei. Nur damit ihre verdrängten
Befürchtungen bestätigt wurden", erinnert sich Berger.
Der tiefere Sinn des Arbeitens
Ziel derartiger „Nabelschau" ist ein grundlegender
innerer Wandel: vom armen Opfer widriger Umstände und ungerechter
Vorgesetzter zum bewussten Mitgestalter; von einer Firma, die sich
den Krisen des Marktes hilflos ausgeliefert sieht, zum Vorreiter,
der neue Märkte schafft.
Im „Business-Reframing" wird aber nicht nur gefragt „wer
bin ich?", sondern auch „wozu bin ich?". Ebenso wie der
Einzelne nach dem Sinn seines Lebens fragt, müsse ein Unternehmen
nach dem tieferen Sinn des Arbeitens fragen: „Eine Firma ist kein
Selbstzweck und ihr letzter Sinn ist nicht der Markt und nicht das Geldverdienen",
resümiert Berger sein Konzept eines verantwortungsbewussten Managements. „Vielmehr
dient ein Unternehmen dem Leben. Es soll im Einklang mit der Natur und
den Menschen handeln und den Mitarbeitern Raum für innere Entwicklung
und Entfaltung ihrer Persönlichkeit bieten. Wächst das Wohl
der Beschäftigten, steigt auch das Wohlergehen des gesamten Unternehmens."
Infos und Buch-Tipps |
- Buch Tipp: Wolfgang Berger "Business
Reframing - Erfolg durch
Resonanz",
Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler, 3. Auflage, ISBN 3-409-38895-8.
- Business Reframing Institut GmbH, Lessingsstr. 74, 76135
Karlsruhe,
Postanschrift: Postfach 1413, 76003 Karlsruhe,
Tel. +49 (0)721 - 947 44 - 88, Fx +49 (0)721 - 947 44 - 89,
info@business-reframing.de,
www.business-reframing.de |
Bildquellen: ©Wolfgang Berger |