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              Erschienen in: esotera 12/1999
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            Sturm im Wetterglas
            Nach rund 100 Jahren gelang es erstmals wieder,
              ein funktionsfähiges „Sturmglas" zu konstruieren.
              Bei der Untersuchung seines rätselhaften Wirkmechanismus erlebten
              die Meteorologen einige Überraschungen
            Von Ulrich Arndt 
            
              
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                | Der Kristallwuchs
                  variiert erheblich je nach Wetterlage: mittelstarke Front mit
                  mäßigem Wind (oben li.), schwache Front (Mitte),
                  starke Front mit nachfolgendem Hagel (re.). Die Grafik zeigt
                  den Zusammenhang zwischen Kristallhöhe (gestrichelte Linie)
                  und dem Auftreten von Sferics-Frequenzen | 
               
              
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            Gänzlich unbekannte Kräfte und bestimmte
              elektromagnetische Wellen, sogenannte Sferics, die von Wetterfronten
              ausgehen, beeinflussen nicht nur den Menschen und führen bei
              ihm auf unbekannte Weise zu Migräne, Narbenschmerzen, Rheumaschüben
              und Verschlimmerungen von Arthrose. Auch chemische Substanzen besitzen
              eine Art „Wetterfühligkeit": Filigrane Kristalle
              wachsen aus dem milchigweißen Bodensatz einer durchsichtigen
              Flüssigkeit, die in einem Glasröhrchen hermetisch verschlossen
              ist. Naht eine Wetterfront, erscheinen wie von Geisterhand geschaffen
              schon Tage vorher immer mehr Kristalle und türmen sich nach
              und nach auf. Verlagert sich in dieser Zeit die Lage der Wetterfront,
              wandert also das Hoch- oder Tiefdruckgebiet zum Beispiel von Nordwest
              nach Südwest, dreht sich auch die Kristallsäule im Glaskolben
              um 90 Grad - ein wissenschaftlich bislang ungelöstes Rätsel. 
            Käpten Fitzroys Sturmglas 
             Diese seltsame „chemische Wetterfühligkeit" hat
              man sich im 18. und 19. Jahrhundert - zur Vorhersage starker Wetterumschwünge,
              für die Sturmwarnung und zur Abstimmung der Spinnwarenfabrikation
              auf die durch Wettereinflüsse veränderten Eigenschaften
              der Garne - mit dem sogenannten „Fitzroy-Sturmglas-Barometer" zunutze
              gemacht. Fast 100 Jahre lang aber war es nicht mehr gelungen, es
              nachzukonstruieren. Das Wissen darum schien gänzlich verloren
              gegangen zu sein. Auch die Herkunft des Sturmglases blieb im Dunkeln.
              Jener Käpten Fitzroy, den man es namentlich zuschrieb, war
              jedenfalls nicht der erste Erfinder dieses eigentümlichen
              Wetteranzeigers. Schon Jahrzehnte vor ihm, im 18. Jahrhundert,
              soll ein Unbekannter - vielleicht ein Deutscher aus Nürnberg
              - derartige Sturmgläser in London verkauft haben. Wahrscheinlich
              sind die Instrumente sogar noch älter. 
             Sferics als Wetterwellen 
            Jetzt fand Heinz Elter, ehemaliger Betriebsleiter
              einer Barometerfirma, wieder die richtige Mischung an Salzen (Kaliumnitrat
              und Ammoniumchlorid), Kampfer, Alkohol und destilliertem Wasser*
              und konnte deren mysteriöse „Wetterfrosch-Fähigkeit" voll
              und ganz bestätigen. Zwei Jahre lang führte er unzählige
              Experimente durch, um eine größtmögliche „Sensibilität" der
              Mischung zu erzielen. Jetzt reagiert die Lösung wesentlich
              früher, als ein Barometer die mit einer Wetterfront verbundene
              Luftdruckänderung anzeigen kann. 
            *Nähere Infos zu Elters "Wetterfronttube" bei:
              Heinz Elter, Danziger Str. 4, 97877 Wertheim, Tel. 0 93 42/5 98
              53, Fax 8 38 97 
             Schon Käpten Fitzroy schwor Stein und Bein
              auf die Funktionstüchtigkeit seines seltsamen Glasrohrs: ein
              mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllter etwa 25
              Zentimeter langer Zylinder, in dem die „Wetter-Kristalle" emporwachsen.
              Als er am 27. Dezember 1831 mit dem britischen Vermessungsschiff „Beagle" zu
              einer Weltreise aufbrach, war es als Vorhersage-Instrument zur
              Sturmwarnung mit dabei. Ebenfalls an Bord war übrigens der
              junge Charles Darwin. 
        Obwohl Fitzroy später als Admiral der britischen Handelsmarine sogar
        eine telegrafische Sturmwarnung aufbaute, stieß sein Sturmglas
        stets auf große Skepsis der damaligen Wissenschaftler. Hauptgrund
        war, dass man seine Wirkungsweise nicht erklären konnte. Auf Ablehnung
        stieß auch Fitzroys Erklärungsversuch, demzufolge es die Elektrizität
        der Luft sei, die die Kristallstruktur hervorbringe. Dass sich Fitzroy
        auf die Elektrizität berief, ist höchst verblüffend, begann
        doch die eigentliche Erforschung der Elektrizität erst rund 50 Jahre
        später. 
            
              
                | WETTERDIAGNOSE
                  MIT DEM STURMGLAS | 
               
              
                Am historischen „Fitzroy-Sturmglas" befinden
                  sich neben dem Glasröhrchen folgende Interpretationen
                  der Kristallreaktionen:
                          
                            -  Klare Lösung - Gutes Wetter
 
                            -  Kristalle am Boden - Dicke Luft; im Winter Frost 
 
                            - Trübe Lösung - Regen
 
                            -  Trübe Lösung mit kleinen Sternen -
                              Gewitter
 
                            -  Große Flocken - Schwere Luft, bewölkter
                              Himmel; Schnee
 
                            -  Fäden im unteren Bereich - Windiges Wetter
 
                            -  Kleine Punkte - Feuchtes Wetter, Nebel
 
                            -  Aufsteigende Flocken - Wind in den unteren Luftschichten 
 
                            -  Kleine Sterne - Im Winter schönes Wetter
                              mit Schneefall in einigen Tagen
 
                           
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             Jetzt wurden die eigentümlichen Vorgänge
              in Fitzroys Sturmglas erstmals wissenschaftlich unter die Lupe
              genommen: Nach den Untersuchungen des Sferics-Spezialisten Hans
              Baumer scheidet als Verursacher der Kristallbildung der barometrische
              Druck aus, da das Glas luftdicht verschmolzen ist. Normalerweile
              ist es nämlich der fallende Luftdruck, der Sturm und Wetterfronten
              ankündigt. 
        Auch die Luftfeuchte und geladene Luft-Ionen können die Flüssigkeit
        nicht beeinflussen. Da wiederum die Temperatur während der Untersuchung
        weitgehend konstant gehalten wurde, ist auch ihr Einfluss zu gering,
        um die Kristallbildung hervorbringen zu können. Ebenso wenig beeinflusst
        eine Verdunklung des Glases die „Wetterfühligkeit" der
        eingeschlossenen Lösung, womit auch elektromagnetische Wellen des
        sichtbaren Spektrums als Verursacher ausscheiden. 
        Kein gängiger Parameter der Meteorologie konnte also für das
        Kristallwachstum verantwortlich gemacht werden. Statt dessen zeigte sich,
        dass Sferics-Frequenzen rund 50 Prozent des Einflusses auf das Kristallwachstum
        ausmachen. Sferics sind noch weitgehend unerforschte elektromagnetische
        Wellen, die zum Teil im Bereich der Gehirnwellen liegen, beim Aufeinandertreffen
        von Kalt- und Warmfronten oder bei Gewittern entstehen und mit hoher
        Geschwindigkeit die gesamte Atmosphäre durcheilen können. 
            Unbekannte Einflüsse 
             Bisher wurde angenommen, dass ihr Einfluss auf die
              menschliche Gesundheit über eine Störung der Gehirnwellen
              stattfinden könnte. Fitzroys Sturmglas zeigt nun, dass auch
              wässrige Mischungen aus Salzen und biologischen Substanzen,
              wie sie ähnlich in den menschlichen Zellen vorkommen, auf
              die „Wetter-Wellen" reagieren. Messungen zeigten, dass
              das Anschwellen von Sferics-Frequenzen und die Höhe des Kristallwachstums
              weitgehend synchron verlaufen. Wie Sferics allerdings das beobachtete
              Drehen der Kristalle bewirken könnten, ist unklar. Die Temperatur
              hat, wird sie nicht künstlich konstant gehalten, auf die Kristallbildung
              einen Einfluss von 16 Prozent. Die restlichen 34 Prozent müssen
              einer bisher gänzlich unbekannten Ursache zugeordnet werden.
              Eine Hypothese dazu ist, dass es sich um Wirkungen der rätselhaften
              longitudinalen Wellen - auch Tesla-Strahlen genannt - handeln könnte. 
        Was immer die Lösung des Rätsels um Käpten Fitzroys Sturmglas
        sein mag - in jedem Fall bestehen bleibt der hohe ästhetische Reiz
        der filigranen, vielgestaltigen und sich immer wieder umformenden Kristallgebilde,
        die den Wetterumschwung ankündigen.  
            Bildquellen: ©Heinz Elter 
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