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Erschienen in: esotera 10/1997
(Seite 57 - 60) |
Auf dem Weg der Alchemie
Marino Lazzeroni übernahm vor zehn Jahren das
berühmte alchemistische "Laboratorium Soluna" und
brachte die Herstellung spagyrischer Heilmittel zu neuer Blüte.
Seine Arbeit hat großen Anteil an der Bewahrung und dem derzeitigen
Aufschwung der Spagyrik
Von Ulrich Arndt
Das
Licht ist in das Salz* verzaubert. Es ist Aufgabe der Alchemie,
das hineinverzauberte Licht wieder zu erlösen, der Information,
die diesen und nicht einen anderen Kristall entstehen läßt,
als Urkraft zu einer Wiedergeburt zu verhelfen", erklärte
Marino Lazzeroni 1993 in einem Vortrag das Ziel alchemistischer
Arbeit, in der die Herstellung spagyrischer Heilmittel (s. dazu
vorstehenden Beitrag) gewissermaßen nur ein erster - wenn
auch sehr wichtiger - Schritt ist.
Zugleich umriß damit der am 16. September 1996 plötzlich verstorbene
Leiter des berühmten, von Baron Alexander von Bernus gegründeten „Laboratorium
Soluna" seine Lebensaufgabe, zu der er als Mittvierziger Anfang
der 80er Jahre gefunden hatte: im Sinne einer „inneren Alchemie" das „göttliche
Licht" im Menschen, seine „Seelenenergie" zum Erstrahlen
zu bringen. Bei anderen Menschen versuchte er dies durch eine ganzheitliche
Heilung mit Hilfe der spagyrischen Präparate zu erreichen. Er selbst
wählte für sich den spirituellen Einweihungsweg der Alchemie
- einen uralten, seit Jahrhunderten geheimnisumwitterten, oft verspotteten,
früher mitunter sogar von Verfolgung bedrohten Weg, der sowohl die
Arbeit im Labor als auch die persönliche spirituelle Bewußtseinsentwicklung
umfaßt.
* "Salz"- steht hier
als Symbol für alle Kristalle und generell für Materie.
Mit dem .„hineinverzauberten Licht" und der „Information`
sind die drei Prinzipien Sal, Sulfur und Mercurius gemeint, aus
deren unterschiedlicher Mischung sich alles aufbaut (s. dazu vorstehenden
Artikel)
Wie kommt ein angesehener Fotograf und Graphiker,
der höchst erfolgreich in der Werbung und für große
Publikumszeitschriften arbeitete, mit bekannten Blattmachern wie
Peter Boenisch, Günter Prinz und Karl Heinz Hagen - wie kommt
ein solcher Mann dazu, sich völlig aus der Medienwelt zurückzuziehen,
um sich einer scheinbar hoffnungslos verstaubten Sache wie der
Alchemie zu widmen?
„Schon viele Jahre lang hatte er sich mit Philosophie,
Religion und Spiritualität beschäftigt, bevor er zur
Alchemie fand", erinnert sich Karin Proeller, Geschäftsführerin
des „Laboratoriums Soluna". „Zum Beispiel besuchte
er mehrmals Zen-Klöster in den USA und suchte die Bekanntschaft
von Schamanen in verschiedenen Ländern, lernte esoterisches
Wissen der Völker und studierte unzählige Werke der philosophischen
und spirituellen Literatur."
„ Das Licht ist in
das Salz verzaubert. Es ist die Aufgabe der Alchemie, es wieder
zu erlösen"
Erste spirituelle Anregungen hatte der am 14. Juli
1937 in Averara, einem kleinen romantischen Bergdorf Italiens,
Geborene bereits als Kind von seinem freigeistigen Großvater
und seiner kräuterkundigen Tante erhalten. Nach dem Schulbesuch
in einem Jesuitenkloster war er als Journalist zunächst in
Florenz, Mailand und Rom tätig, ging dann aber bereits mit
24 Jahren nach Berlin und München, um als Graphiker für
Zeitschriften des Springer-Konzerns zu arbeiten. Schon bald konnte
er ein eigenes Atelier für Illustrierten- und Werbe- Fotografie
gründen.
Geistiger Nachfolger des
Alchemisten v. Bernus
So sehr einerseits sein kommerzieller Erfolg wuchs,
so sehr zogen ihn andererseits weltreligiöse, psychologische
und seelische Themen in ihren Bann. „Schließlich hat
ihn seine berufliche Tätigkeit nicht mehr ausgefüllt,
sie kam ihm sinnentleert vor", erklärt Karin Proeller,
was er ihr später anvertraute. Ende der 70er Jahre zog sich
Lazzeroni deshalb völlig aus der Medienwelt zurück und
widmete sich ganz seinen literarischen und geisteswissenschaftlichen
Neigungen und der Entwicklung seiner sensitiven Fähigkeiten.
Es war literaturgeschichtliches Interesse an der sehr umfangreichen Bibliothek
des Alexander von Bernus, das ihn zum ersten Mal in das Schloß des
Alchemisten führte. Statt jedoch Bernus' beachtliches literarisch-humanistisches
Werk (s. esotera 9/95, "Ein Dichter auf seliger Suche") zu
studieren, stöberte er bald mit dessen Witwe Isa von Bernus (der
früheren Wiener Burg-Schauspielerin Isa Oberländer) in den
Aufzeichnungen und Rezepten des Alchemisten. Sie erkannte in Lazzeroni
sehr bald den „geistigen Nachfolger" ihres verstorbenen Mannes.
Innere Alchemie |
Die Laborarbeit des Alchemisten soll
traditionell mit einem inneren Entwicklungsprozeß einhergehen.
In der Nachfolge von C. G. Jungs „Entdeckung" des
alchemistischen Prozesses als symbolische Darstellung grundlegender
Archetypen der Persönlichkeitsentwicklung entstand eine
Art eigenständiger spiritueller Schulungsweg der „inneren
Alchemie", der die praktische Laborarbeit nicht mehr
beinhaltet. Zulma Reyo, Direktorin des „Center for
Inner Alchemy Studies" in Sao Paulo, Brasilien, bezeichnet
das Ziel dieser inneren Alchemie als „das Streben nach
einer Anhebung der Schwingung alles Materiellen auf die Ebene
des Geistes oder des Lichts" (in ihrem Buch „Innere
Alchemie - Der Weg der Meisterschaft", Verlag Hermann
Bauer, Freiburg 1995). Dafür empfiehlt sie die verschiedensten Übungen
und Techniken aus den Bereichen der Körper- und Energiearbeit.
Das Problem einer solchen Arbeit ausschließlich an der „inneren
Alchemie" ist allerdings, daß wichtige Schritte des
alchemistischen Weges vernachlässigt werden oder sogar ganz
verlorengehen könnten - zum Beispiel die tiefe forschende
Auseinandersetzung mit natürlichen Prozessen, die an die Geheimnisse
des Lebens rühren, wie die Verwandlung chemischer Elemente
und die Einstimmung des täglichen Lebens auf den Lauf der
Gestirne.
Tatsächlich sollen Alchemisten jedoch traditionell Körperübungen
für ihre innere Entwicklung genutzt haben - vor allem Atemtechniken
in Kombination mit bestimmten Körperhaltungen und Gebete.
Bekannte Übungen, die vergleichbare Effekte bewirken, sind
zum Beispiel:
- das indische Sonnengebet - im alchemistischen
Sinne bewirkt es eine „innere Gärung und Destillation",
die vor allem das Sal-Prinzip, das Körperlich- Materielle, „durchlichtet" -
(ausführliche Darstellungen des Sonnengebets finden
sich in vielen Yoga-Büchern, z. B. in: Beryl Bender-Birch, „Power
Yoga", Scherz-Verlag, München 1996);
- die Übung zum „kleinen
Energiekreislauf", wie sie Tao-Yoga-Meister Mantak
Chia beschreibt - alchemistisch betrachtet eine „Befreiung" des
Mercurius-Prinzips, des Geistigen-(in: Mantak Chia, „Tao
Yoga des Heilens", 1987, oder in: „Tao Yoga.
Inneres Tai Chi", 1996, beide im Ansata-Verlag);
- das „Vaterunser" oder
andere Gebete oder intuitives Malen - nach alchemistischer
Auffassung trägt beides zur Anbindung des Sulfur-Prinzips,
des Seelischen und individuell Wesenhaften, an das Göttliche
bei.
Daß derartige Prozesse der inneren Alchemie nicht nur eine
symbolische Wandlung der Metalle vom Quecksilber (oder Blei)
zum Gold sind, sondern mitunter sogar wortwörtlich genommen
werden können, legen vor allem Berichte in indischen Texten
und von der Arbeit des bekannten georgischen Mystikers Georg
Iwanowitsch Gurdjieff (1877 - 1949) nahe. Danach kristallisieren
sich im Laufe jahrzehntelanger Praxis um den Hals des Übenden
herum in Gewebe und Halsschlagader Mikromengen von Gold - bekannt
als die „Halskette Buddhas". Nach dem Tod der Gurus
werde diese kaum Millimeter großen Kügelchen von den
Anhängern meist entfernt und als Reliquie aufbewahrt.
Zur speziellen Chakra-Lehre der Alchemie siehe auch in: Ulrich
Arndt „Metall-Essenzen“, beide im Hans-Nietsch-Verlag
Freiburg 2003 (im Internet: www.edelstein-essenzen.de/ )
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"Laboratorium Soluna" produziert
wieder
Er begann eigene alchemistische Forschungen, investierte
sein gesamtes Vermögen, stellte ein Dutzend Leute ein und
gründete ein zweites Laboratorium im italienischen Averara,
wo vor allem auch sämtliche Pflanzen für die Heilmittel
in eigener Regie angebaut werden, um die optimale Qualität
sicherzustellen. Das „Laboratorium Soluna" des Alexander
von Bernus wurde zu neuem Leben erweckt.
Ab 1988 produzierte Soluna unter Leitung des agilen, lebensfrohen Italieners
wieder zahlreiche spagyrische Präparate, deren Fertigung nach Bernus'
Tod 1965 zum Teil von der Firma „Wala" übernommen worden
war. Dabei verbesserte Lazzeroni die Qualität der bisherigen Präparate
nach den Regeln der traditionellen Herstellung, etwa durch die Berücksichtigung
kosmozyklischer Bedingungen wie dem Stand von Sonne, Mond und Planeten.
Heute stellt das „Laboratorium Soluna" 28 verschiedene Heilmittel
zur ganzheitlichen Behandlung her: zur Stärkung der Abwehrkräfte
oder zur umfassenden Entgiftung von Leber, Niere und Lymphe. Zusätzlich
fertigt es spagyrische Erzeugnisse für die Firma „La Florina".
Eine komplett neue Entwicklung Lazzeronis waren eine rein pflanzliche
Kosmetik-Serie nach alchemistisch- spagyrischen Rezepturen, die „Lunasol"-Kosmetik,
sowie schonende Cremes speziell zur Kinderpflege und für empfindliche
Haut. Weiterhin entwickelte er ein spagyrisches „Energie Spray",
das immer da angewendet werden soll, „wo der Mensch die Natur verloren
hat" - in Räumen mit trockener Luft, im Auto, bei Computerarbeit
und immer dann, wenn „dicke Luft" herrscht. Es soll wieder
stärker mit den natürlichen Energien der drei Urprinzipien
Sal, Sulfur und Mercurius in Verbindung bringen. Im therapeutischen Bereich
schuf er zudem eine spezielle spagyrische Eigenbluttherapie.
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Marino
Lazzeroni (li. o.) erweiterte das alte, von Alexander von Bernus
gegründete ,,Laboratorium Soluna" im Schloß Donaumünster
(darunter). Er errichtete ein zweites Labor im italienischen
Averara (o.), wo auch alle Pflanzen für die Tinkturen
und Essenzen angebaut werden (ganz oben) |
"Jeder kann selbst zur
Spiegelung des Geheimnisses werden"
Kurz vor seinem Tod beschäftigte sich Lazzeroni
im Sommer 1996 mit dem alchemistischen Aufschließen der „Lichtkräfte" in
den sieben Hauptmetallen der Alchemie. Die Essenzen sollten zum
einen für Medikamente genutzt werden, zum anderen aber gehört
ihre Bereitung zum sogenannten „Großen Werk" der
Alchemie, der geheimnisumwitterten vollständigen Verwandlung
der Materie, die in traditioneller Symbolik als Umwandlung von
Blei in Gold beschrieben wird (s. dazu auch Kasten S. 53). Lazzeroni
hatte gehofft, dieses große Geheimnis der Alchemie lösen
zu können, jedoch konnte er seine Arbeit daran nicht mehr
beenden.
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Der verstorbene „Soluna"-Leiter
(oben) sah sich als Bewahrer alchemistischer Tradition (li.:
der Alchemist in einer historischen Darstellung) und Mittler
zwischen ihr und heutiger Wissenschaft |
„Die lebenden Meister
sind rar geworden"
Im Laufe der achtziger und neunziger Jahre bis zu
seinem Tod 1996 betrieb Lazzeroni nicht nur alchemistische Forschungen,
sondern hielt in Europa, Mittelamerika und den USA auch zahlreiche
Vorträge und Seminare zur Alchemie und Spagyrik - daneben
an der Münchner Hochschule auch über Optik, Fotografie
und Medien. Seine besondere Begabung dabei war, daß er stets
völlig frei, ohne irgendwelche Notizen, stundenlang druckreif
referieren konnte - und dies in einer sehr lebendigen Art und Weise,
der die Hörer gebannt folgten. „Vor allem aber konnte
er die tieferen geistig-philosophischen Hintergründe der Alchemie
faszinierend und gleichzeitig anschaulich darstellen", erinnert
sich Anna Röcker, Heilpraktikerin und Mitglied des Soluna-
Arbeitskreises für Therapeuten.
In seinen öffentlichen Vorträgen referierte der Soluna- Leiter
weniger über die Produkte seiner Firma, sondern vielmehr über
die Notwendigkeit der „inneren Alchemie" (s. Kasten S. 58),
der Selbsterkenntnis und Bewußtseinsentwicklung, denn „mit
dem zunehmenden Verlust der Kenntnis des eigenen Selbst geht auch die
Frage nach der Sinngebung des eigenen Selbst verloren". Dieser Sinnverlust,
warnte der Alchemist, stehe in einem engen Zusammenhang mit Gesundheitsstörungen.
Eine ähnliche Verknüpfung glaubte er auch in der globalen Entwicklung
erkennen zu können: „Die Menschheit ist auf der Suche nach
den Naturgeheimnissen den langen Weg nach außen bis an die Grenzen
der Selbstzerstörung gegangen. Der lange Weg nach außen ist
zu Ende. Vielleicht haben wir die Grenzen bereits überschritten.
Doch bei der Entdeckung, daß der Körper ... Teil des Universums
und mit dem Universum in Verbindung ist, wird die neue Wissenschaft im
nächsten Jahrtausend uns alles zurückgeben, was wir bereits,
wenn auch in anderer Form, einst besessen haben."
Mit seiner Arbeit hatte Marino Lazzeroni einen großen Anteil an
der Bewahrung und Wiederbelebung des uralten Wissens der Alchemie und
am gegenwärtig deutlich spürbaren Anwachsen des öffentlichen
Interesses. „Nichts ist geheim und nichts wird geheimgehalten,
nur muß jeder, der diesen Weg heute noch gehen will, den Weg allein
gehen und sich so weit bringen, daß er selbst zur Spiegelung des
Geheimnisses werden kann", sagte Marino Lazzeroni. Allerdings: „Die
Suche nach dem Meister wird für den heutigen Schüler zum fast
unüberwindlichen Problem, denn die lebenden Meister sind sehr rar
geworden. So sind heute Kultstätten des alten Wissens wie übriggebliebene
Inseln im Meer des Vergessens."
In Schloß Donaumünster mit der Bibliothek und dem Labor des
Alexander von Bernus - des Alchemisten, der wohl am tiefsten in diesem
Jahrhundert auf traditionellem Wege in Idee und Geheimnisse der Alchemie
eingedrungen ist - hatte Marino Lazzeroni eine solche „Insel" gefunden.
Bildquellen: ©Soluna Heilmittel Gmbh
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