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Erschienen in: esotera 10/1994
(Seite 36-40) |
Der chinesische Runentanz
"Hui Chun Gong", bei uns bekannt als "Verjüngungsübungen
der chinesischen Kaiser", ist fast identisch mit einem "Runengebet" der
alte Germanen. Zufällige Übereinstimmungen zweier Energie-Systeme?
Oder schöpfen beide Kulturen aus der selben Quelle?
Von Ulrich Arndt
Im
chinesischen Hui Chun Gong werden, wie Monnica Hackl zeigt, während
der Übungen zugleich Runen mit dem Körper nachgestellt.
Hier die Rune Eh (rechts)
Mit sanftem Schwung bewegen sich die herabhängenden
Arme nach oben, um über dem Kopf langsam zusammenzufininden.
Die Handflächen berühren sich, und mit dem Ausatmen gleiten
die aneinandergelegten Hände - und mit ihnen unsichtbare kosmische
Energie - hinunter zum Mund. „Der Mensch öffnet sich
die Tür zu den Welten", wird mit diesen Bewegungen der
Arme in der Runensprache ausgedrückt, denn sie formen nacheinander
die Runen Man, Tyr und Is. Ein „Vitki", ein Runeneingeweihter,
versucht sich mittels dieser Runenfolge mit kosmischen und irdischen
Energien zu verbinden. Genau diese Abfolge von Körperstellungen
wird aber auch im Laufe der Einstimmungs- und Eröffnungsübung
des Hui Chun Gong vollzogen - eine bloß zufällige Übereinstimmung
von westlichen und östlichen esoterischen Techniken?
Der Hui-Chun-Gong-Lehrerin, Heilpraktikerin und Schamanin Monnica Hackl
war aufgefallen, daß alle dreizehn Grundübungen dieser besonderen
Form des Qi Gong auch ganz bestimmten Runen entsprechen. Nachdem sie
die ersten Übereinstimmungen bereits auf dem Kongreß der „Deutschen
Qi-Gong-Gesellschaft" im Juni 1994 in Vöhringen und in ihrem
Buch „Die Perle des Hui Chun Gong" (München 1993) kurz
vorgestellt hatte, gelang es ihr jetzt, auch die letzten Hui-Chun-Gong-Übungen
ihrer Runenbedeutung zuzuordnen. Ob die Erfinder des Hui Chun Gong, die
daoistischen Mönche des chinesischen Huashan-Klosters, vor Jahrhunderten
die schamanische Runentechnik des Stadha (das Nachstellen der Runen mit
dem Körper) kannten, muß heute Spekulation bleiben. Zumindest
unbewußt aber haben die Mönche mit ihren Hui-Chun-Gong-Übungen
zugleich eine Art „Runentanz" bzw. „Runengebet" entwickelt:
Der Übende führt in der Runensprache geradezu eine „Unterhaltung" mit
Himmel und Erde und den Energien seines Körpers (siehe Kasten S.
40).
In dieser Verbindung von Runen und Qi Gong liegt, wie Monnica Hackl vermutet,
auch die Ursache für die raschen Erfolge beim regelmäßigen
Praktizieren von Hui Chun Gong (s. auch esotera 8/1991, „Die Rückkehr
des Frühlings"). Von der Wirksamkeit der Übungen war vor
vielen Jahrhunderten bereits Chinas Herrscher derart angetan, daß er
Hui Chun Gong zu den „geheimen Verjüngungsübungen der
chinesischen Kaiser" machte. Vor fünf Jahren brachte die Heilpraktikerin,
die seit 1977 jedes Jahr für zirka zwei Monate zur Fortbildung in
chinesischer Medizin nach Singapur reist, diese Form des Qi Gong erstmals
nach Europa. Parallelen zwischen Hui Chun Gong und bestimmten Runenformen
aber waren Monnica Hackl zunächst nicht aufgefallen, obwohl sie
als Heilpraktikerin auch Runenkräfte im Rahmen schamanischer Heilmethoden
einsetzt. Von dem Runeneingeweihten Viktor Schweizer war sie zwei Jahre
lang in einer nur mündlich weitergegebenen Tradition des alten irischen
Runenwissens ausgebildet worden.
„Zwar sind mir auch Runenzeichen aus nichteuropäischen Gegenden, etwa
aus Sibirien, Indien und sogar von chinesischen Vasen her bekannt", berichtet
Hackl, „sogar in Afrika findet man sehr ähnliche Runensysteme, wie
zum Beispiel die Dagara-Runen, die ich jüngst bei einem afrikanischen Schamanen
in Obervolta kennenlernen konnte." Aber erst der Hinweis einer Vortragsbesucherin
(„Sie sprechen mit Ihren Hui-Chun-Gong-Übungen wie in Mandalas; die
Schwingung im ganzen Raum hat sich verändert") ließ sie über
die Universalität von Mustern nachdenken, die offenbar über kulturelle
und geographische Grenzen hinweg auftreten. „Plötzlich wurde mir klar",
erinnert sie sich, „daß man die Übungsfiguren nicht nur als
Bewegungen ansehen kann, die im Körper durch Zug und Druck bestimmte Impulse
im Meridiansystem setzen. Eine Übung zeichnet auch sozusagen ein magisches
Muster in den Raum." Ähnlich wie ein Runenkundiger durch das Nachstellen
einer Rune mit dem Körper die kosmische Kraft in sich hineinzuziehen versucht,
scheinen die Hui-Chun-Gong-Übungen nicht nur über das Meridiansystem,
sondern auch über diese Symbol-Ebene zu wirken.
Hui-Chun-Gong-Übungen
und Runen
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Mit der Runenfolge Man
(Bild links), Tyr (Mitte links) und Is als einstimmende Übung öffnen
sich sowohl Runenmeister als auch Hui-Chun-GongÜbende „Das
Tor zu den Welten", zu verschiedenen Energien
Die 3. Hui-ChunGong-Übung entspricht der Rune Yr (Mitte rechts),
bei der man die Erdkräfte in seinen Körper zieht. Die 5. Übung „Der
Vogel Rock fliegt" entspricht der Rune Wunjo (ganz rechts) |
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Die Übereinstimmungen von Runenform und Bewegungsmuster
der chinesischen Übungen, aber auch der Runenbedeutung mit
den erkennbaren energetischen Wirkungen des Hui Chun Gong nach
der Meridianlehre (s. Beispiele in Kasten S.38/39), reichen erstaunlich
weit. So wird zum Beispiel bei der Hui-Chun-Gong-Übung „Vitalenergie" nach
der Interpretation der Meridianlehre ein „Herauspressen des
Nieren-Yin" erreicht und das Verteilen dieser Energie über
das Meridiannetz. Besonders die Energiebahnen, welche die Sexualfunktionen
und das Immunsystem regulieren, sollen auf diese Weise stimuliert
und die Vitalkräfte angeregt werden. Außerdem bewirkt
die Bewegung einen Rechts-Links-Ausgleich der Körperenergien
und bringt die Körperhälften ins Gleichgewicht. Dieser
Ausgleich von Kräften und Energien kann auch aus dem Runenwissen
erschlossen werden. Danach entspricht die Körperhaltung während
dieser Bewegung der Rune „Raido", „Rad".
Diese Rune steht für „die Kraft des Ratgebens und der
Urteilsfähigkeit" sowie für den - entsprechend der
Radbewegung - „waagerechten" Ausgleich von Kräften.
Gleiche kosmische Energie
angezapft
In der darauffolgenden Übung „Der Vogel
Rock fliegt" wird mehrmals die Rune „Wunjo" in
den Körperbewegungen geformt. Nach der Runendeutung stärkt
der Übende dadurch die Willenskraft, das „Rückgrat",
und damit auch das richtige Wollen. Wunjo hilft zudem Vergangenes
loszulassen. Nach der Meridianlehre bewirkt diese Übung tatsächlich
unter anderem ein Stärken der gesamten Wirbelsäule sowie
das Lösen von Verkrampfungen und Kopfschmerz.
Ähnlich deutliche Parallelen finden sich bei allen Übungen des Hui
Chun Gong. Das Wissen um die Runenbedeutung kann laut Hackl zum Erhöhen
der Übungsintensität genutzt werden. So ist es zum Beispiel nach ihren
Erfahrungen hilfreich, während der erwähnten Übung „Der
Vogel Rock fliegt" beim Blick über die Schulter an eine Bedeutung der
Rune „Wunjo", nämlich „Vergangenes loszulassen", zu
denken.
Verwunderlich sei es letztlich nicht, meint die Heilpraktikerin, wenn
in den esoterischen Traditionen verschiedener Kulturen und Kontinente
sehr ähnliche Formen der Energiearbeit gefunden wurden. „Denn
die kosmischen und irdischen Energien bleiben in ihrem Grundwesen überall
gleich - egal ob in China oder in Europa."
Die Hui-Chun-Gong-Übungen harmonisieren die Praktizierenden aber
nicht nur. Wie Hackl während ihrer mittlerweile über dreijährigen
Praxis als Hui-Chun-Gong-Lehrerin feststellte, können sogar „alte
energetische Muster" auf diese Weise gelöscht werden. Ähnlich
einem kraftvollen Wasserfall würden kosmische Energien, die insbesondere über
die Runenformen in den Körper hineingezogen werden, energetische
Blockaden - zum Beispiel unliebsame Verhaltensmuster - gleichsam wegspülen.
„Weben am Wyrd der
Erde"
Wer diese zusätzliche Wirkung des Hui Chun
Gong bewußt nutzen möchte, muß allerdings zu einer
gewissen inneren Schau" und Konzentration in der Lage sein.
Das Verfahren: Man denkt an das jeweilige Muster, das man bei sich ändern
möchte, und achtet gleichzeitig auf die damit in Zusammenhang
stehenden körperlichen Empfindungen. „Oft ist dies zum
Beispiel ein bestimmter Schmerz oder Druck, den man in einer seelischen
Stimmung stets empfindet", erklärt die Heilpraktikerin.
Hat man den Ort dieser Wahrnehmung im Körper lokalisiert,
müsse man die Aufmerksamkeit dort halten und währenddessen
die Hui-Chun-Gong-Übungen absolvieren. Mehrere Male durchgeführt,
werde so dieses störende Muster dauerhaft „gelöscht".
Die Wirkung der Runenmuster geht aber auch während des normalen Übens
von Hui Chun Gong über Effekte auf der biologischen Ebene und im
System der Meridiane noch hinaus. „Durch die energetischen Tore,
die man über die nachgeformten Runen öffnet, webt man gewissermaßen
am 'Wyrd' mit", erläutert Hackl. Unter „Wyrd" versteht
sie nach der alten irischen Runenlehre nicht nur das persönliche
Schicksal (in der germanischen Mythologie bezeichnet Wyrd das Schicksalstuch,
das die drei Nornen - Symbol für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
- weben), sondern auch das „Wyrd" der Erde, auf das man während
der Übungen ebenfalls einen, wenn auch geringen Einfluß ausübe. „Man
stellt sich gewissermaßen als Energiekanal und Mittler von kosmischer
Energie für das Lebewesen Erde zur Verfügung", deutet
sie das tiefere energetische Geschehen. Denn immer wieder seien die Hui-Chun-Gong-Übungen
auf einen Austausch von Energien zwischen Mensch, Himmel und Erde hin
angelegt.
Es wird deutlich, daß der Hui-ChunGong-Übende
mit seinen Bewegungen eigentlich eine Art „Runengeschichte" erzählt
bzw. ein „Runengebet" spricht (s. Kasten re. o.). Dabei
beenden die Runen „Eh" und „Gebu" das Hui
Chun Gong, was erstaunlicherweise exakt dem Schluß von „Wotans
Runenlied", dem berühmten „Runen-Vaterunser" der „Edda",
entspricht: „Durch ewiges Gesetz des Allgebers" (bzw.
in christlicher Anlehnung „In Ewigkeit Amen"). Die Meisterform
des Hui Chun Gong variiert die Schlußübung derart, daß eine
sternenförmige „Hagal"-Rune ausgeführt wird.
In ihrer Bedeutung zeigt sie die nunmehr gewachsene Verantwortung
des „meisterlichen" Hui-Chun-Gong-Übenden: „Zeuge
das Heil, hege das Heil, gebe das Heil."
Bildquellen: ©Ulrich Arndt
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